vonClaudius Prößer 15.10.2009

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Mit dem heutigen 1:0 gegen Ecuador hat sich die bereits für die WM-Teil­nahme qualifizierte chilenische Nationalmannschaft noch einen run­den Abschluss der eliminatorias gegönnt. Auf Platz zwei der Liste hat sich die Roja hochgearbeitet, nur ein hauchdünner Punkt trennt sie von den Brasilianern. Nach zwölf Jahren endlich wieder vom Weltmeistertitel träumen! Natürlich wird jetzt gefeiert.

Einer, der nach Ansicht vieler Chilenen ein gerüttelt Maß an Ver­ant­wor­tung für diesen Erfolg trägt, ist Trainer Marcelo Bielsa. Dieser Ta­ge dürfte sich der Argentinier kaum auf die Straße wagen: Man würde ihm am liebsten ununterbrochen die Füße küssen dafür, eine junge Mannschaft ohne Stars wie Marcelo Salas oder Iván Zamorano mit liebevoller Strenge und bedingungsloser Hingabe an den Fußball zu einem Team aufgebaut zu haben, das verblüffend gut funktioniert. So groß ist die Hingabe des rosarino, wie ihn die Presse nach seiner Heimatstadt Rosario gerne nennt, dass man ihn seit August 2007, als er die selección von Nelson Acosta übernahm, ausschließlich im Trainingsanzug gesehen hat.

Jetzt hatten ein paar Fußballfanatiker die hübsche Idee, den Loco Bielsa, so sein eigentlicher Spitzname, gebührend zu ehren: Sie wollen ihn vom Vatikan zu Chiles Fußballheiligem erheben lassen. Aber das geht be­kann­termaßen nicht so ohne weiteres, sondern nur unter Vorlage von min­destens drei Wundern. Eines – die Qualifizierung – ist ja schon voll­bracht. Wenn nun (Nr. 2) Chile die Vorrunde übersteht und an­schlie­ßend (Nr. 3) die Weltmeisterschaft für sich entscheidet, kann eigentlich auch der Papst nichts mehr gegen die Kanonisierung vorbringen.

Wenn die Latte so hoch liegt, hat Marcelo Bielsa dann eigentlich doch nichts zu befürchten. Aber schön gemacht ist die Seite, auf der die einfachen Ballgläubigen ihrem Idol eine Kerze im Halbdunkel entzünden und ein paar Worte des Dankes – gracias por favor concedido – widmen können. Die ganz reale Gesetzesinitiative einiger Abgeordneter, mit der Bielsa im Eilverfahren die chilenischen Staatsbürgerschaft verliehen werden sollte, wurde von ihren Autoren gestern kleinlaut wieder zu­rück­gezogen – zu viele Kollegen hatten für derartigen Opportunismus nur Spott übrig gehabt.

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