vonEva C. Schweitzer 20.01.2011

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Mehr so aus der Ferne verfolge ich die Sarrazin-Debatte, ich habe aber durchaus mitbekommen, dass dem Mann von verschiedenen Journalisten vorgeworfen wird, mit seinen Statistiken nicht so ganz korrekt umzugehen. Nun, Zahlen und Journalisten, zwei Welten stoßen aufeinander, ich will das gar nicht beurteilen, hier aber eine Statistik, die garantiert stimmt: Der Anteil der Journalisten in deutschen Redaktionen mit muslimischen Immigrationshintergrund.

Also, der Anteil von Journalisten in deutschen Redaktionen mit muslimischen Immigrationshintergrund liegt bei 0,5 Prozent. Diese 0,5 Prozent teilen sich in drei ungefähr gleich große Gruppen auf: 0,17 Prozent sind hochgebildete, etwas ältere Frauen aus dem Iran, die ein Kopftuch nicht erkennen würden, wenn es um eine Wassermelone gebunden vor ihnen läge, 0,12 Prozent sind junge, hübsche, ebenfalls kopftuchfreie Mädchen, die lustige Kolumnen schreiben, nicht gerade über ihren wirklichen Alltag, aber doch über etwas, das sich dafür ausgeben lässt, und 0,21 Prozent sind ebenfalls junge, wenngleich nicht ganz so junge Männer arabischer oder afghanischer Herkunft, die vorzugsweise in Amman, Islamabad oder Bagdad Kassiber entziffern, etwas, was den Heimatredaktionen zu schwierig ist, außerdem ist es denen da unten zu gefährlich, und zu heiß.

Betrachtet man diese 0,5 Prozent als gesamte Gruppe, dann liegt der Anteil der freien Mitarbeiter bei etwa 65 Prozent und der Anteil der Ressortleiter und Chefredakteure bei etwa 0 Prozent. Ähnlich sieht es übrigens auch bei TV-Sendern, Internetaggregatoren und Buchverlagen aus. Einen Zusammenhang zwischen der politischen Linie eines Mediums und dieser Prozentzahl gibt es nicht. Immerhin: Die Frauenquote ist bei diesen 0,5 Prozent übererfüllt.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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