vonKarim El-Gawhary 11.12.2010

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Am Nil in Juba, Südsudan

Ich bin wieder zurück von einer Kurzreise in den Sudan. Dort wollte ich die Stimmung einen Monat vor dem Referendum am 9. Januar ausloten, dem Tag, an dem die Südsudanesen  voraussichtlich für die Trennung vom Nordsudan und die Unabhängigkeit stimmen werden.

Registrierung für das Referendum in Juba: Foto: El-Gawhary

Begleitet habe ich den österreichischen Außenminister Michael Spindelegger auf seiner Sudan-Visite. Österreich versucht als Mitglied des UN-Sicherheitsrates und EU-Mitglied zwischen dem Nord- und Südsudan zu vermitteln. Hier ein kurzer Fernsehbericht zur Visite des Außenministers).

Im Fernsehbericht läuft sie noch: Die Uhr im Zentrum Jubas, die die Tage bis zum Referendum zählt.Am nächsten Morgen war sie allerdings stehengeblieben, oder besser gesagt, hat sich auf Null geschaltet. So für alle, die auf dieses Fernsehbild am 9. Januar warten: hier ist es schon heute.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=ypfHnreTOhs[/youtube]

Es herrscht große Sorge, dass die Regierung Omar Baschirs in Khartum das Referendum in allerletzter Minute noch sabotieren, oder das Ergebnis nicht anerkennen könnte.  Hier eine kurze Beschreibung der Lage. Ich möchte mich für den schlechten Ton entschuldigen. Es musste ganz schell geschehen, denn wir hatten an diesem Morgen keine Drehgenehmigung und haben das Ganze daher nur mit einer kleinen Kamera ohne Extra-Mikrofon gedreht.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=1IKpLWsQeV0[/youtube]

Mein persönlicher Eindruck nach einem Tag in Khartum war aber, dass man sich dort mit der Trennung des Südens abgefunden hat. Aber in den Wochen bis zum Referendum wird die Regierung versuchen, den Preis für die Abspaltung hochzuschrauben. Sie wird sich mit allen Mitten dem Eindruck entgegenstemmen, dass der Norden der große Verlierer ist.

Ortteil in Juba: Foto: El-Gawhary

Karten dazu hält sie noch einige in der Hand, da viele der entscheidenden Fragen, wie es nach einer Trennung weitergehen soll noch nicht geklärt sind. Etwas Hintergrund dazu findet sich im letzten Sudan-Bericht der International Crisis Group. Am explosivsten ist dabei die Frage der genauen Demarkierung der Grenze, die zwar nach Aussage beider Seiten bereits zu 80 Prozent auf dem Papier vollzogen ist, 20 Prozent bleiben damit aber immer noch offen. Außerdem wurde auch bei den 80 Prozent immer noch nicht mit der Markierung der Grenze vor Ort begonnen.

Umstritten ist auch der Status der Grenzprovinz Abyie, nicht nur, weil es dort Erdöl gibt, sondern vor allem weil die Weidenutzungsrechte der aus dem Norden stammenden Nomaden geklärt werden müssen. Bisher beanspruchen beide Seiten die Provinz für sich. Hinter den Kulissen scheint aber über technische Lösungen verhandelt zu werden.

Juba: UN und NGO-Town: Foto: El-Gawhary

Ene andere ungeklärte Frage ist die Verteilung der Öleinnahmen. Im Süden liegt das meiste Öl, aber der Norden stellt mit seinen Pipelines die Infrastruktur, um es zu vermarkten. Außerdem ist offen, wer welche Schulden des Sudan übernehmen und wer welche vom Sudan unterzeichneten internationalen Verträge anerkennt.

In einem Fernsehbericht und einer Print-Reportage werde ich mich in den nächsten Tagen vor allem mit der Frage beschäftigen, was mit den hunderttausenden interner Flüchtlinge aus dem Süden geschieht, die im Norden leben und jetzt zum großen Teil zurückkehren wollen ,auch aus Angst, dass ihnen nach der Trennung das Leben im Norden schwer gemacht wird. Das Problem ist, dass sie bei einer Rückkehr in den Süden vor dem Nichts stehen, Ich habe sie auf beiden Seiten gesprochen. Viele sind wütend nicht nur auf den Norden, sondern auch auf die SPLM im Süden. Demnächst mehr dazu auf diesem Blog.

Beide Seiten, die Regierung Baschir und die SPLM, können jederzeit Feuer an die Lunte legen. Der Norden wirft dem Süden vor, in Juba Rebellen von Dafur zu beherbergen, und der die SPLM im Süden klagt den Norden an, mit seiner Unterstützung der Opposition im Süden die dortige Lage zu destabilisieren.

Wenn alles gut geht, dann wird Juba die Hauptstadt des zukünftigen Staates Südsudan. Früher war das ein Dorf, inzwischen ist Juba zu einer kleinen Stadt angewachsen, wenngleich es bei der Infrastruktur einiges aufzubauen gilt. Hier eine kurze Fahrt durchs Zentrum.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=wLMbdhsUCCY[/youtube]

Und zum Schluss noch ein kurzes Video zu meinen Hotelcomfort bei meiner Übernachtung in Juba

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