vonDetlef Guertler 05.02.2011

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Familiäres Mittagessen. Alles essen mit Gemüse gefüllte Wraps, bis auf Clemens, 9. Bei ihm beschränkt sich die Füllung auf Tomate Frito, etwas Käse und ein paar Maiskörner – das einzige gemüseähnliche Nahrungsmittel, das bei ihm gelegentlich Gnade findet.
Heute nicht. Jedes Maiskorn pult er vorsichtig und säuberlich aus dem Wrap heraus. “Was soll das Clemens? Du isst doch gerne Mais!” – “Nein, Papa, heute tut er mir schlecht.” Und er setzt die Leidensmiene auf, die er sich in den letzten drei Krankheitstagen redlich verdient hatte, die heute aber eigentlich schon wieder dem Genesungsgesicht gewichen war. Hätte er gesagt “Der Mais tut mir nicht gut”, hätten wir ihn wahrscheinlich nicht so einfach davonkommen lassen – nicht guttun bedeutet ja noch lange nicht, dass es ihm schadet. Aber gegen Schlechttun kommen Eltern natürlich nicht an.
Zumindest nicht direkt. Als wir alle fertig sind (bis auf Clemens, das Rauspulen dauert halt etwas länger), wird Lucie in die Küche geschickt, um zum Nachtisch für jeden ein Eis zu holen. “Für mich auch”, sagt Clemens. “Wenn dir Mais schlechttut, tut dir Eis bestimmt auch schlecht.” Zwei Minuten später waren alle Maiskörner verschwunden.

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