Fühlen Sie sich durch den Symbolbau repräsentiert?
In keinster Weise. Es ist eine kulturpolitische und architektonische Peinlichkeit. Von den Spenderdiskussionen für die Fassade und dem unsäglichen Text an der Kuppel ganz zu schweigen.
Diese pseudopreußische Historisierung ist in diesen Zeiten und im Kontext der postkolonialen Diskussionen ein außergewöhnlich unglückliches Zeichen. Wie es dazu kommen konnte, zeichnet Hans von Trotha sehr schön in seinem kleinen Büchlein Die große Illusion – Ein Schloss, eine Fassade und ein Traum von Preußen (Berenberg 2021) nach. Da wird es dann noch peinlicher.
Fühlen Sie sich persönlich mit dem Konflikt um das Berliner Stadtschloss verbunden?
Ja und Nein. Ich bin engagierter und überzeugter Berliner. Und um es holzschnitthaft auszudrücken: Berlin besteht bekanntlich aus zwei gegensätzlichen Mentalitäten. Die eine hat eben das Schloss gebaut, die andere schätze ich sehr.
Was fordern Sie für den Umgang mit dem Ort?
Zunächst einmal fordere ich eine radikale Öffnung für postkoloniale Diskussionen und offensiver Umgang mit den Raubkunstdebatten. Die Institutionen vor Ort müssen auch viel mehr nach Außen treten.
Der Ort, gerade auch der Stadtraum um den Schlossbau, muss attraktiver und kommunikativer werden. Man sieht ja die Bemühungen, hat aber beim Flanieren immer das Gefühl, es kommt nicht wirklich an. Und den Berliner*innen scheint der Ort meinem Eindruck nach bis heute fremd geblieben zu sein.
Was ist Ihre Vision für den Ort?
Ich liebe die angedachte Initiative von Hanns Zischler zum Wiederabriss des Berliner Doms. So etwas würde ich mir für das Schloss wünschen, wenn es denn nicht so ökonomischer Unsinn wäre in dieser Zeiten.
Also stellt die ZWEIFEL-Figuren auf und benennt den Platz um, wie von Lars Ramberg vorgeschlagen.
Stefan Richter ist Büchermacher, Journalist, Projektentwickler, Programmmacher, u.a. Reclam Verlag, Verlag der Kunst, Triad Berlin, Flughafen Tempelhof. Projekte in der ganzen Welt von China bis Brasilien, den USA bis Venedig. Aber als gebürtiger Ostberliner auch immer mit dem Herzen vor Ort.
Das Interview führte Regine Walch.