Fühlen Sie sich durch den Symbolbau repräsentiert?
Kurze Antwort: auf gar keinen Fall.
Weshalb nicht?
Weder identifiziere ich mich mit der Monarchie, noch mit der Idee einer Restauration des städtischen Raumes nach historischem Vorbild. Das Schloss wurde in Folge der deutschen Gewaltgeschichte zerstört. Hätte man die Innenstädte bewahren wollen, hätte man keinen Zweiten Weltkrieg führen dürfen. Ich bin also genau gegensätzlicher Meinung zu Wolfgang Thierse, der meint, man müsse „die Wunden schließen“. Ich glaube, niemand von uns kann oder sollte diese Wunde schließen, wir brauchen diese Wunde um uns zu erinnern, was möglich gewesen ist. Gerade wenn man bedenkt, was heute politisch wieder möglich ist.
Fühlen Sie sich persönlich mit dem Konflikt um das Berliner Stadtschloss verbunden?
Sehr, ich fühle mich von dem Stadtschloss politisch und persönlich geradezu beleidigt. Als Demokrat, weil das Stadtschloss für Monarchie und Antidemokratie steht; als Antifaschist, weil Preußen für Militarismus und Gehorsam stand; Und als Berliner, weil ich so einen restaurativen Unsinn nicht in meiner Stadt sehen möchte. Berlin ist wirklich sehr sehr viel, aber nicht ein Ort der Verehrung einer verflossenen Monarchie.
Was fordern Sie für den Umgang mit dem Ort?
Ich möchte hoffen, dass die Frage, was diese Stadtschloss mit der Berliner Stadtgesellschaft zu tun hat, jetzt in das Zentrum der Debatte rückt. Damit einher gehen müssen offene Prozesse der Aneignung und Überschreibung. Denn das ist es ja, was Demokratie bedeutet. Und das ist trotz der Sehnsucht Mancher nach der Monarchie die Staatsform, in der wir leben.
Max Czollek ist Autor und Kurator und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Gedichtbände und Essays. Derzeit ist er künstlerischer und wissenschaftlicher Kurator der Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD), die sich mit den Möglichkeiten einer pluralistischen Erinnerungskultur beschäftigt. Er war Co-Kurator der Ausstellung Rache: Geschichte und Fantasie, Jüdisches Museum Frankfurt, 2022; und Mitinitiator des Programms Desintegration. Ein Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen, Maxim Gorki Theater, Berlin, 2016.
Das Gespräch führte Philipp Oswalt.
Statement von Max Czollek als Video.