Was hat euch auf die Initiative und den Open Call Schlossaneignung aufmerksam gemacht?
Der Aufruf für den Ideenwettbewerb Schlossaneignung gab uns die Gelegenheit, an einem Diskurs teilzunehmen, der globalen Widerhall findet. Der Wettbewerb wirft die kritische Frage auf, wie Architektur aktiv zum öffentlichen Diskurs beitragen kann. Wir sind davon überzeugt, dass Architektur ein Medium für kritische Reflexion über soziale und historische Themen sein kann.
Die komplexe Geschichte Berlins, insbesondere die Spannungen zwischen seiner Vergangenheit und der sich stetig entwickelnden Gegenwart, bietet ideale Umstände, um den urbanen Kontext als Rahmen für öffentliche Debatten zu untersuchen.
Was bedeutet die rekonstruierte Palastfassade für euch?
Unsere Generation stellt sich die zentrale Frage, wie mit historischen Gebäuden umgegangen wird – unabhängig davon, ob sie Jahrhunderte oder nur wenige Jahre alt sind. Wir glauben an einen Dialog mit dem Bestand, was bedeutet, dass wir als Architekt*innen empathisch mit der gebauten Umwelt umgehen müssen. Das Berliner Schloss symbolisiert einen unvollendeten Dialog und bietet eine einzigartige Gelegenheit, durch Kunst und Architektur neue Narrative zu schaffen.
Was ist eure Vision für den Ort?
Unsere Vision für das Berliner Schloss – wie in unserem Entwurf ‘Reflecting Berlin‘ präsentiert – basiert auf der Notwendigkeit ständiger Neubetrachtung und öffentlicher Beteiligung.
Wir sehen das Projekt nicht als statisches Denkmal, sondern als dynamische Plattform für Diskussionen, die es allen ermöglichen soll, aktiv daran teilzunehmen. Mit einer Spiegelinstallation wollen wir verborgene Ebenen der Geschichte herausarbeiten und eine kritische Betrachtung anregen. Unser Augenmerk liegt darauf, das Humboldt Forum in einen lebendigen Raum für Reflexion, Dialog und künstlerische Intervention zu verwandeln, indem wir Berlins komplexe Geschichte im Kontext der Gegenwart neu betrachten. Wir stellen uns einen inklusiven Diskurs über Identität, Erinnerung und die Rolle der Architektur bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes vor.
Claudia und Laura Frediani sind zwei Architektinnen aus Wien, Österreich. Gemeinsam haben sie FREDIANE.space gegründet – einen Raum, der kollektiven Diskurs über Architektur ermöglicht. Ihr Fokus liegt auf interdisziplinären Ansätzen, wobei sie die Schnittstelle von Architektur, adaptive reuse sowie der Beziehung zwischen Raum, Geschichte und Kunst in den Mittelpunkt ihrer Interessen stellen.
Das Gespräch führte Felix Hofmann.
Bei dem Ideenaufruf „Schlossaneignung“ hatten Künstler*innen, Architekt*innen und Gestalter*innen aus 16 Ländern 153 Arbeiten eingereicht. Die Ergebnisse können hier eingesehen werden.