Fühlen Sie sich durch den Symbolbau repräsentiert?
Nein.
Weshalb nicht?
Das Humboldt-Forum ist nicht mehr als eine misslungene Schlossattrappe mit einer abweisenden Fassade zum großen Freiraum. Die Schleifung des Vorgängerbaus Palast der Republik war ein Akt städtebaulicher Revanche. Es hilft nichts, dass manche heute anders darüber urteilen.
Die Initiativen und Möglichkeiten sich anders zu entscheiden waren seinerzeit vielfältig und kraftvoll. Sie alle sind zugunsten dieser rückwärtsgewandten Lösung ausgeschlagen worden.
Fühlen Sie sich persönlich mit dem Konflikt um das Berliner Stadtschloss verbunden?
Ich war von Beginn an engagiert in verschiedenen Initiativen zum Erhalt des Palastes der Republik. Bis heute empfinde ich die städtebauliche Lösung als Fremdkörper und Affront. Eine Öffnung des Gebäudes, partiell mit Umbau und Ergänzung, eine Neugestaltung des Umfeldes – all das wäre besser gewesen als der heutige Zustand.
Was fordern Sie für den Umgang mit dem Ort?
Der Ort ist so fest definiert durch den Neubau, dass ich nur wenig positive Veränderungen für möglich halte. Das steinerne Umfeld sollte begrünt und für den Aufenthalt attraktiver gestaltet werden. Die aktuelle Ausstellung zum Palast der Republik sollte kostenlos angeboten und in ein dauerhaftes Angebot überführt werden. Aber da ich befangen bin, befürworte ich einen Ideenaufruf an Junge und Kreative von überallher und die Bereitstellung eines verlässlichen Budgets für dauerhafte Veränderungen und Bespielung.
Was ist Ihre Vision für den Ort?
Wie gesagt, meine Zuversicht ist begrenzt. Was ich tatsächlich für eine Verbesserung hielte, wäre die weitgehende Freihaltung vom privaten Autoverkehr und die künstlerische und kommunikative Nutzung von Umfeld und Innenhöfen für Musik, Kino, Freiluftgalerien etc.
Katrin Lompscher, geboren 1962 in Berlin, Studium Städtebau an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, Diplom 1986, danach wissenschaftliche Arbeit an Bau- und Raumforschungsinstituten; seit 1996 verschiedene stadtpolitische Tätigkeiten und Funktionen: als wissenschaftliche Referentin im Abgeordnetenhaus von Berlin, ab 2001 als Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung in Berlin-Lichtenberg und ab 2006 als Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, ab 2011 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecherin der Fraktion DIE LINKE für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, von 2016 bis 2020 Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, seit 2021 (wieder) Mitglied des Vorstandes der Hermann-Henselmann-Stiftung und seit 2023 deren Vorsitzende.
Das Interview führte Regine Walch.