vonInitiative 23.10.2024

Schlossaneignung

Warum und wie man die ausgelöschten Spuren des 20. und 21. Jahrhunderts in das Berliner Schloss einschreiben sollte.

Mehr über diesen Blog

Wie sind Sie als Künstler, der nicht in Deutschland lebt, dazu gekommen, an dem Ideenwettbewerb Schlossaneignung teilzunehmen?

Ich bin durch meine Galerie Michael Janssen auf die Ausschreibung aufmerksam geworden.

Welche symbolische Bedeutung hat für Sie der Wiederaufbaus des Berliner Schlosses?

Symbolisch – im Sinne von „verbunden mit“ – ist für mich der Wiederaufbau des Gebäudes selbst. Das heißt für mich rückwärts zu gehen. Was geschehen ist, ist in der Vergangenheit geschehen und darauf können wir keinen Einfluss mehr nehmen. Weder auf die Gebäudegeschichte, noch darauf, wie Werke in die Sammlung gekommen sind.

Was wir jedoch immer in der Gegenwart ändern können, ist die Zukunft. Die Entscheidung, das Berliner Schloss zu rekonstruieren, hatte keine Zukunft, weil dadurch versucht wurde,  Vergangenheit zu rekonstruieren. Die Zukunft kann aber nicht in der Vergangenheit liegen.

Und Ihre Vision für dieses Gebäude?

Da das Schloss wieder aufgebaut wurde, leben wir in einer neuen Gegenwart und blicken damit in eine neue Zukunft. Das Gebäude in dieser Zukunft wieder abzureißen, macht aus so vielen Gründen keinen Sinn. Einfach zu akzeptieren, dass es wiederaufgebaut wurde und zu versuchen, die Fehler der Vergangenheit zu ignorieren, wäre indes ein erneuter Fehler.

Meine Zukunftsvision liegt also darin, zu erörtern, wie zum jetzigen Zeitpunkt die „Fassaden“ – im wörtlichen und im übertragenen Sinne – geöffnet oder angeeignet werden können. „Öffnungen“ und „Raum“ an der Fassade zu schaffen, um eine wirkliche Zukunft möglich zu machen.

Mit meinem Beitrag möchte ich verdeutlichen, dass es an der Zeit ist, sich nicht länger hinter „Fassaden“ zu verstecken.

Wie können wir Fassaden auf konstruktive Weise aufbrechen? Benennen wir klar, was sie sind. Öffnen wir sie, indem wir sie mit dem in Verbindung bringen, was sie uns vorenthalten zu versuchen –Norden, Süden, Westen und Osten.

 

Stijn Ank *1977 in Belgien, mit einem Hintergrund als Architekt (Master an der Sint-Lucas KUL, Brüssel – Praxis und Arbeitsphase bei Arriolafiol, Barcelona) arbeitet im Bereich der Bildhauerei. Er lebt und arbeitet an verschiedenen Orten mit Hauptateliers in Brüssel, Rom und Berlin.

Das Gespräch führte Felix Hofmann.

52 Künstlerlnnen, Architekt*innen und Gestalter*innen aus 16 Ländern haben sich am Ideenwettbewerb Schlossaneignung beteiligt. Die Ergebnisse können hier eingesehen werden.

Die Petition der Initiative Schlossaneignung kann hier mitgezeichnet werden.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/schlossaneignung/zeit-sich-nicht-laenger-hinter-fassaden-zu-verstecken/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert