vonChristian Ihle 14.07.2009

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“Deutschland hat sich eine weitere Dimension des Demütigungsfernsehens erschlossen. “Sommermädchen 2009” heißt das Format, das sogar Til Schweigers glitschige Altherrenphantasie “Mission Hollywood” auf RTL unterbietet, die man bislang für den Tiefpunkt des Unterhaltungsfernsehens hielt und die gerechterweise wegen Erfolglosigkeit auf den Samstagnachmittag verbannt wurde. Schwitzend und stotternd lässt Schweiger darin seine Casting-Opfer Übungen absolvieren, für die er in einem Rotlicht-Etablissement bezahlen müsste.
(…)
Überfordert wird der Zuschauer sicher nicht. Gätjen und seine Co-Moderatorin Charlotte Engelhardt, die beide schon etwas länger für ProSieben in den unteren Regionen der Spielshows und Schlüssellochreportagen unterwegs sind, sprechen und agieren auf solch selbstbeschränkte Weise, dass auch die ganz Langsamen unter ihren Zuschauern mitkommen.

Bei der Erklärung des banalen Punktesystems zur Bewertung der Kandidatinnen benutzen sie etwa, ganz grundschulkompatibel, die Finger zum Mitzählen. Das erscheint konsequent: Für eine Sendung, bei der mancher im Publikum wohl öfter die Hand in der Hose hat, darf man es nicht zu kompliziert machen.
(…)
Die Rollen sind zwischen Gätjen und Engelhardt klar verteilt: Während er erstaunlich ungehemmt aus dem Unterleib heraus moderiert (“Hier kommen sie: Sommerschönheiten, prall gefüllt mit Ehrgeiz”), mimt sie für die weiblichen Casting-Opfer die gute Freundin. Nicht immer allerdings tut sie das überzeugend. Wenn sie eine Bikini-Kämpferin nach verlorener Übung tröstend in die Arme schließt, spreizt die Fernsehfrau die Finger, als müsse sie eine heiße, fettige Wurst liebkosen.”

(Christian Buß bei Spiegel Online)

Inhaltsverzeichnis:
* Die ersten 200 Folgen Schmähkritik

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