vonChristian Ihle 16.07.2009

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„Dieter Gorny, der Gründer von Viva, hat inzwischen den zweittraurigsten Job Deutschlands: Er ist Cheflobbyist der Musikindustrie. (Der traurigste war der Grüßonkelposten, auf den man ihn bei MTV nach dem Kauf von Viva gesetzt hatte.)

(…)

Seine Forderungen sind gefährlich, seine Schuldzuweisungen sind abenteuerlich, sein Selbstmitleid ist rührend — aber was mich wirklich fasziniert, ist, dass seine Interviews immer noch so sind wie früher. Die schlimmste Aufgabe hat nicht der Interviewer. Während man dabei ist, hat man das Gefühl: Das wird gut, der Mann sagt markige Sachen. Die schlimmste Aufgabe hat der Redakteur, der aus dem Interview eine Nachricht machen muss, eine Überschrift und einen Vorspann finden, und dabei merkt, dass all diese großen Wörter Scheinriesen sind. Je genauer man sich die Sätze anguckt, umso weniger schaut zurück. Beim Versuch, einen konkreten Inhalt zu erfassen, bleibt von den schillernden Sprechblasen nur ein feuchter Fleck.

(…)

Es kann natürlich sein, dass es immer noch an mir liegt, dass ich Gorny nicht verstehe. Und dass mir meine ganzen überheblichen Anmerkungen hier auf die Füße fallen, weil sie nur meine Ahnungslosigkeit demonstrieren.

Vielleicht ist es aber auch so, dass dieses vage, wirre Wortgeklingel genau das Richtige ist, um bei Politikern und anderen Verantwortlichen ein ähnliches Gefühl zu wecken wie bei mir als junger Redakteur damals: Dass ein Mann, der so überzeugend so unverständliche Sachen sagt, sich richtig gut in der Materie auskennen muss. Man muss dann seinem Appell unbedingt folgen, etwas zu tun, um die Musikindustrie zu retten, und zwar 1.) irgendetwas und 2.) ohne Rücksicht auf Verluste.“

(Medienjournalist Stefan Niggemeier über Dieter Gorny. Auch die Analyse eines Gorny-Interviews im gleichen Artikel ist unbedingt lesenswert)

Inhaltsverzeichnis:
* Die ersten 200 Folgen Schmähkritik

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