vonChristian Ihle 16.06.2010

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„Unter der Sonne Johannesburgs entfaltete sich in der ersten Halbzeit eine Partie, zu der die Farbe Grau viel besser passte als das Orange im Rund. Die Dänen waren ungefähr in der Besetzung angetreten, mit der sie 1992 Europameister geworden waren. Zumindest vermittelte die Lektüre der Kaderliste dieses Gefühl, denn es sind viele Männer dabei, die bereits seit mindestens einem Jahrzent im europäischen Fußball unterwegs sind: Kapitän Martin Jörgensen zum Beispiel, der ehemalige Schalker Christian Poulsen oder Dennis Rommedahl; auf der Bank saßen alte Bekannte wie die ehemaligen Stuttgarter Jesper Grönkjaer und Jon Dahl Tomasson, die zusammen nun auch schon immerhin 65 Jahre alt sind.

Diesem Ensemble setzten die Niederländer eine nominell offensive Aufstellung entgegen (…) Dirk Kuyt und Robin van Persie hieß das auf dem Papier furchteinflößende Sturmduo. Auf dem Rasen waren die beiden allerdings zunächst so furchteinflößend wie zwei Goldfische im Glas; dass sie in der gleichen Farbe leuchteten, verstärkte diesen Eindruck. Als taktisches Mittel der Wahl hatten beide Mannschaften in der Anfangsphase den langen Pass ins Nichts gewählt. Auf eigentümliche Weise schienen die Bälle minutenlang unterwegs zu sein, bevor sie ihren Bestimmungsort irgendwo außerhalb des Spielfeldes erreichten. (…) Die Fans im Stadion reagierten mit La Ola, der Welle, allerdings nicht aus Begeisterung, sondern um zu vermeiden, allmählich in einen schönen Nachmittagsschlaf hinüberzudämmern. Wesley Sneijder gelang es, einen 40-m-Freißstoß in die Ein-Mann-Mauer zu jagen, worauf hin die Dänen wenig später reagierten, in dem sie einen 40-m-Freistoß auf direktem Wege in eine Drei-Mann-Mauer schossen.“

…so Christian Zaschke in der Süddeutschen Zeitung über das WM-Vorrundenspiel Niederlande – Dänemark. Er darf sich bei seinem Chefredakteur bedanken, nicht für das Spiel Kamerun – Japan eingesetzt worden zu sein, gegen dessen unfassbaren Rumpelfußball das Niederlande-Dänemark-Spiel Weltklasse darstellte. Hier erstaunt schon eher der Langmut des berichtenden SZ-Kollegen, dessen schärfste Kritik nur in folgender Stelle gipfelte:

„Und weil auch der japanische Trainer Okada eine völlig andere Elf auf den Platz schickte, als von den Experten erwartet, fragte man sich mit zunehmendem Spielverlauf: War das jetzt ein so furchterregend misslungenes Fußballspiel, weil auf beiden Seiten Kontinuität und Verständnis fehlten? Oder wäre es mit dem Stammpersonal etwa noch schlimmer gegangen?

(…) …dass sich Kamerun sogar von dilettierenden Japanern bezwingen ließ: (…) Kamerun, ein Team, das nie seinen Rhythmus fand, dessen Spielaufbau, wenn überhaupt vorhanden, so unpräzise und fantasielos war, dass Paul Le Guen (der Trainer Kameruns, Anm.) sich fragen lassen muss, wie er profilierte Profis aus Europas Topligen zu einer solchen Stümpertruppe formen konnte.“

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