Der Bär flattert in nördlicher Richtung.
Tagebuch 13. September: Bei endart. Die legendäre Kreuzberger Galerie endart in der Oranienstraße 36 feierte ihr fünfundzwanzigjähriges Bestehen mit einer Fotoausstellung ihres spiritus rectors Klaus Theuerkauf genannt Chicken. Seine Fotos aus den vergangenen Jahren zeigen lebende und tote Mitglieder der Künstlergruppe endart, die bis 1988 bestand und zeigen fertige Leute und ebensolche Kunstwerke sowie auch einige beautiful people.
Oder sagen wir besser: Sie werden sie zeigen. Denn als wir gegen 20 Uhr kamen, war Klaus noch in aller Ruhe dabei Exponate zu hängen. Er versicherte, daß um 21 Uhr die letzten gerahmten Fotos ankommen werden – vermutlich kommen sie morgen um 21 Uhr. So läuft das immer bei endart, was aber den Vorteil hat: Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben mit der complete exhibition. Wir saßen also mit Klaus und anderen Freunden gemütlich bei Tapas und Haifisch, während der Bodensatz der Gesellschaft sowie die Crème derselben in der Galerie sich selbst und die verflossenen 25 Jahre abfeierten. Einen cooleren Galeristen, der seine eigene Vernissage draußen vor der Tür betrachtet, gibt es auf der ganzen Welt nicht!
Als ich (JS) mich um 23 Uhr von Klaus mit einem Küßchen auf Klaus‘ neugewachsenen Koteletten verabschiedete, brüllte unser Freund Matthias Reichelt in original Kreuzberger Argot: »Du schwule Sau! Üsch mach Düsch Messer!« Worauf eine etwas deplazierte Galeristin von der Auguststraße sich erschrak und eine Messerstecherei befürchtete. Als ich zurückrief: »Halt Fresse! Üsch Düsch Urban!«, war sie ganz fertig. Wohl noch nie gehört von cross the border, close the gap, wa?
(BK / JS)
„zeigen fertige Leute und ebensolche Kunstwerke“ – selten so gelacht.