Der Bär flattert in östlicher Richtung.
In einem viertelseitigen Leserbrief in der FAZ von heute verteidigt Gloria von Thurn und Schnacksel die Unfehlbarkeit Roms und stellt fest: »Den muslimischen Gläubigen fehlt eine solche einheitliche Rechtssprechung genauso wie den Protestanten.« Und sie geht noch weiter: »Die Annahme, man könne Katholik sein, obwohl der Heilige Stuhl ein bestimmtes Verhalten ausdrücklich mißbilligt, ist ein grobes Mißverständnis.« Wenn die Regensburger Fürstin damit mal nicht auf die eigene Exkommunizierung hinarbeitet! Wie die Faust aufs Gretchen paßt dazu Goethes Pasquill auf die Baroneß von Krüdener:
Junge Huren, alte Nonnen
Hatten sonst schon viel gewonnen,
Wenn, von Pfaffen wohlberaten,
Sie, im Kloster Wunder taten.
Jetzt geht’s über Land und Leute
Durch Europens edle Weite!
Hofgemäße Löwen schranzen,
Affen, Hund und Bären tanzen –
Neue leidge Zauberflöten –
Hurenpack, zuletzt Propheten!
Die Krüdener führte in jungen Jahren ein sehr lockeres, danach als alte Jungfer ein heiligmäßiges (protestantisches) Leben. Mit ihrer bigotten Frömmigkeit beeinflußte sie die ›Heilige Allianz‹ des Zaren Alexander I., die zum Schlagwort für die reaktionäre Politik des Systems Metternich wurde.
(JWvG / BK / JS)
Immer wieder lustig zu lesen, wie sich der gemeine Katholik das protestantische Leben vorstellt….