vonSchröder & Kalender 29.05.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in nordwestlicher Richtung.

Die anderen warteten bereits aufgereiht auf dem Flur, als ich sie holen wollte; gemeinsam standen wir nun vor dem kleinen Fleischkloß: Schröder, Beitlich, Hansal, Heinzlmeier, Brand – sogar der Lehrling wurde nicht ausgelassen, nur der Packer Heiner war bei Kurzhals noch nicht gemeldet. Wir rissen die blauen Briefe auf: »Das mit Ihnen beim Joseph Melzer Verlag bestehende Arbeitsverhältnis kündige ich hiermit fristlos mit sofortiger Wirkung aus wichtigem Grund … Offensichtlich stellen Sie die Inhaberverhältnisse des Verlages auf den Kopf und haben augenscheinlich vergessen, daß ich nicht bei Ihnen angestellt bin, sondern Sie in dem Joseph Melzer Verlag, dessen Inhaber ich bin …« Den für alle gleichlautenden Text hatte natürlich Kurzhals verfaßt. Wir guckten uns an, waren erst mal verdattert, sprach- und auch hilflos. Aber nicht lange, denn Kurzhals in seiner hemmungslosen Wichtigtuerei bog gerade am ersten Glied einer Kette von Fehlern, für die ich ihm eigentlich dankbar sein müßte.

Wenn es heißt, böse Frauen machen den besten Käse, so sage ich dir: Auch bei bösen Männern wird die Milch sauer. Im Vollgefühl seiner Macht fuhr er fort: »Nu isses abbä so, deß isch als Generalbevollmäschtischtä des Melzä Välags die fristlose Kindischunge rickgängisch mache kann, wann Se all die Fodderunge, die Se in Iäm Schreibbe an den Herrn Melzä gestellt habbe, mit dem Ausdruck des Bedauäns zurücknemme däte. Unn außädem mißte Se sisch all fir den ungebihrende Ton beim Herrn Melzä schriftlisch entschuldische.« Sodann wandte er sich mir zu, wurde so süffisant und gemein, wie es nur mittels des hessischen Dialektes möglich ist: »Unn jetz zu Ihne, Herr Schrödä! Ihne soll isch vom Herrn Melzä ausrischte, deß bei Ihne e Ricknahm dä fristlos Kindischung abbä nuä möschlisch is, wann Se noch zusätzlisch schriftlisch äklärn, deß Se damit oiverstanne sinn, deß Iä bisherische Kombedenze kräftisch beschnidde weän. Also ibälesche Se sisch’s gut! Dä Herr Melzä werd sisch in Zukunft selbä um alles Wischtische kimmän. Unn Sie missenen immä erscht frage.«

Meine Kollegen standen da wie begossene Pudel. Das war der erste Fehler, den Melzer und sein Berater machten. Hätten sie nur mir gekündigt und die Unterschriften der anderen unter meinem Brandbrief ignoriert, ich hätte mich auf den Kopf stellen, Prozesse anstrengen können bis ans Lebensende und wäre doch nichts weiter als eine komische Figur gewesen, die von einem listigen Verleger rausgeschmissen wurde. Der hätte mit einem ergebenen Adlatus Peter Beitlich sowie dem Hersteller Heinzlmeier, der noch vom Kosmos-Rittmeister her wußte, was gehorchen heißt, ganz normal den Laden weitergeführt. Die fristlose Kündigung jedoch war den Leuten in die Knochen gefahren – so was konnte ja immer wieder vorkommen! Sie waren hin- und hergerissen wie Krambambulis zwischen dem salbadernden Generalbevollmächtigten und dem gefeuerten Oberboß Schröder, der nun zur Attacke überging: »Herr Kurzhals, wir nehmen zur Kenntnis, was Sie uns angeboten haben. Wir können solche wichtigen Entscheidungen nicht sofort treffen und werden uns beraten.« »Selbstväständlisch könne Se sisch berate, des is ja Iä Rescht. Abbä aus dem Välag derfe Se net meä telefoniän! Unn jetz gebbe Se mä die Schlissel vom BMW unn vom VW-Bus, die geheän schließlisch dem Melzä Välag.«

Fortsetzung folgt

(BK / JS)


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