vonSchröder & Kalender 25.08.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Es ist dunkel, wir sehen also nicht, wie der Bär flattert.

Wir hatten uns vorgenommen, die Räume des Radialsystems zu erkunden. Vorgestern war dafür keine Zeit, denn wir sollten ja gleich auf dem Podium diskutieren. Danach wurde auf der Spree-Terrasse (wie so oft) viel klüger weiter geredet und getrunken – nicht bis fünf, aber bis halb zwei.

Gestern, am späten Nachmittag, haben wir uns nun alles angesehen, die Räume des alten Pumpwerks und die ingeniöse Verschränkung mit der neuen Architektur. Herausgekommen ist eine ästhetische Meisterleistung, das Gebäude an der Spree ist ein Geschenk der Industriegesellschaft an die digitalen Nachkommen. Vermutlich wurde bei der Rekonstruktion ein Feng-Shui-Meister hinzugezogen, denn der Platz hat eine gute Aura. Das wäre ja schon genug, um sich wohlzufühlen. Was aber mich (JS) in gelinde nostalgische Euphorie versetzte, war das Konzept der Kultur-Kommunikatoren: Jochen Sandig, Folkert Uhde, Sasha Waltz, Carola Mösch und Tilman Harckensee. Denn so etwas hatte ich mir 1969 erträumt, als die Factories in unseren Köpfen rumorten – nämlich ein Kunstraum mit partizipatorischem Ansatz.

Wir sprachen mit Jochen Sandig und es wurde klar: Hier ist einmal ein Künstler und Impressario, der die Künstler und ihre Gäste wirklich liebt und deshalb auch nicht arrogant ist. Sehr selten in diesem Metier!

Und dann wieder: »9to5. Wir nennen es Arbeit«

Im Foyer hatte Frank einen Tisch, auf dem er die Produktion der Wiener Künstlergruppe Monochrom, deren deutscher Außenposten Frank Apunkt Schneider ist, ausgebreitet. Außerdem lagen die Testcard-Ausgaben des Ventil Verlags daneben. Seit Jahren verfolgen wir die Arbeit der Wiener Gruppe und von Ventil mit großer Sympathie. Mit Frank tranken wir ein, zwei ›Tannenzäpfle‹-Biere aus dem Schwarzwald.

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Frank Apunkt Schneider, Jörg Schröder

Hier erklärte Frank Apunkt Schneider gerade Klaus Bittermann (Verleger der Edition Tiamat) und Juergen Broemmer die Aktion “Eigenblunzn” (2003). Mitglieder der Gruppe Monochrom (Wiener Faktionismus) hatten Blutwurst aus Eigenblut hergestellt und diese im Heurigensetting verspeist. Eine Aktion, an der auch unser Freund Johannes Ullmaier teilnahm. Das Ganze war eine sarkastische Veralberung des Wiener Aktionismus.

Natürlich gingen wir auch zur Veranstaltung mit Peter Glaser, leider redeten die Frauen von Creative Work einen solchen Blödsinn, daß wir schnell verschwanden und auf Peter Glaser nicht warten wollten. Das ist ja das Schöne an dem 9to5-Festival-Camp, man kann aus vielen Veranstaltungen wählen.

Um Mitternacht tranken wir Rotwein auf der Spree-Terrasse, Juergen Broemmer, Klaus Bittermann, Sonja Vogel und Jörg Sundermeier gesellten sich zu uns. Und Gerd Conradt lud uns zur Premiere seinesFilms ›Die Spree – Sinfonie eines Flusses‹ am 28. August ein, die auch im Radialsystem stattfindet. Helmut Höge stand wie immer in der Nähe der Theke, so hatte er den Überblick und konnte jeden abfangen.

Dann erschienen Reimo Herfort, Franz Schütte, Henning Watkinson und der Tonmischer Tilo Schierztrusius vom Jeans Team. Sie setzten sich an unseren Tisch. Wir kennen Reimo und Franz seit Oktober 2003 als die Künstlerin Simone Gilges, Reimos Frau, uns zur Lesung in der Galerie ›Neue Dokumente‹ einlud. Ich (BK) beglückte Milena, die Freundin von Frank, mit garantiert schadstofffreiem Gel gegen die Spree-Mücken. Und Frank erzählte mir (BK) dann von den Dreharbeiten zum Video ›Das Zelt‹. Sie drehten auf einer Dorfstraße, da kam ein alter Mann vorbei und fragte: »Na Kinder, Langeweile?« Und der Regisseur antwortete: »Nein, wir nicht, aber du vielleicht?«

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v.l.n.r.: Barbara Kalender, Franz Schütte, Jörg Schröder, Milena Pastreisch, Reimo Herfort. Foto von Juergen Broemmer

Um zwei Uhr sangen und spielten die Jungs von Jeans Team. Sie sind tolle Rampensäue!

Das Gelände des RADIALSYSTEM V steht Donnerstag bis Samstag von 12.00 bis 19.00 Uhr jedem kostenlos zur Verfügung. Ob auf dem Deck, an der Spree, in der zentralen Halle oder in den Studios – Platz, Strom und freies WLAN zum Arbeiten mit dem eigenen Laptop gibt es überall. Erst ab 21.00 Uhr kostet es Eintritt. Tickets gibt es im Internet oder an der Kasse des RADIALSYSTEM V. Das detaillierte Programm ist online einzusehen.

Radialsystem V, Holzmarktstrasse 33, 10243 Berlin. Direkt an der Spree, gegenüber vom Ostbahnhof, neben dem Ibis-Hotel (S-Bahn/Bus: Berlin-Ostbahnhof).

(BK / JS)

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https://blogs.taz.de/schroederkalender/2007/08/25/9to5-der-zweite-tag-die-zweite-nacht/

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