vonSchröder & Kalender 05.10.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in südwestlicher Richtung.

Neulich, an einem der letzten warmen Tage, frühstückten wir auf der Terrasse. Es klingelte, ein Bote von German Parcels brachte uns den bestellten Wasserkocher. Gerade hatte ich mich wieder hingesetzt, da klingelte es erneut, diesmal brüllte eine Stimme »Hermes« durch den Lautsprecher der Türöffnungsanlage. »5. Stock, nehmen Sie den Fahrstuhl«, sagte ich und öffnete.

Nach zehn Minuten zeigte sich noch immer kein Hermes-Bote an der Tür. Der Arbeitstag lief ab, bis Jörg mittags den Abfall runterbrachte. Am Fahrstuhl hing eine orangefarbene Karte: »Wichtige Nachricht! Leider haben wir Sie heute nicht persönlich angetroffen. Es war uns jedoch möglich, Ihre Sendung(en) bei einem Nachbarn für Sie zu hinterlegen…« Der Hermes-Typ war zu faul gewesen, das Paket in den fünften Stock zu bringen.

Ich rief beim »Hermes Logistik Kundenservice« an, wollte mich beschweren für 0,14 Euro pro Minute. Beim Callcenter meldete sich ein Mann, der seinen Namen so schnell aussprach, daß man ihn nicht verstehen konnte. Hier der Dialog:

Callboy: Schmschntz, mein Name, guten Tag.
Ich: Kalender, guten Tag. Wie lautet ihr Name?
Callboy: Schmschntz.
Ich: Gut, ist ja auch egal. Ich nenne Ihnen mal die Nummer der Sendung …
Callboy: Wie werden Sie geschrieben? K, A, L, E …
Ich: Kalender, ganz einfach, so einfach wie Ihr Name geschrieben wird.
Callboy: Also, Sie wissen, wie mein Name geschrieben wird?
Ich: Nein, ich habe ihn noch nicht einmal verstanden. Aber ich sehe, die Unterhaltung kostet 14 Cent pro Minute. Hier ist die Nummer 0 9 1 9 8 1 1 7 0 0 2 9 9 2.
Callboy: Moment bitte, also wie war die Nummer?
Ich: 0 9 1 9 8 1 1 7 0 0 2 9 9 2.
Callboy: Sie heißen Kalender und Schröder und wohnen … (Er nennt in aller Ruhe meine volle Adresse.)
Ich: Ich möchte Ihnen mitteilen, daß der Bote sich gegen zehn Uhr von mir die Haustür öffnen ließ und dann nicht in den fünften Stock fuhr, sondern das Paket bei einem Nachbarn im ersten Stock abgab, während ich an der Wohnungstür stand und auf ihn wartete.
Callboy: Haben Sie das Paket erhalten?
Ich: Das schon, mein Mann hat eben das Paket bei einem Nachbarn abgeholt. Aber der Zusteller ließ mich an der Wohnungstür warten, das geht doch so nicht.
Callboy: Also, sie haben das Paket erhalten?
Ich: Versehen Sie mich nicht, er klingelte bei mir und brachte es dem Nachbarn!
Callboy: Sie haben das Paket erhalten?
Ich war verärgert, aber nicht laut: Ja, diese Konversation kostet 0,14 Cent pro Minute! Deshalb reden Sie so lange um den heißen Brei herum …
Callboy triumpierend: Es kommt auf den Tonfall an, in dem man spricht …
Ich legte auf.

Es gibt zwei Methoden, die das Personal der Callcenter oder andere Inkompetenzler beherrschen müssen: Erstens: Den Kunden hinhalten, denn jede Minute bringt Geld. Zweitens: Stumpfsinnig irgendeinen Schwachsinn wiederholen, bis der Anrufer die Nerven verliert. Dann kann man sich mit ihm über den Ton streiten und den Kunden in die Querulantenecke stellen. Es geht nicht mehr um eine Behebung von Reklamationen, sondern darum auch am schlechtem Service zu verdienen. Avanti dilettanti!

(BK)

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https://blogs.taz.de/schroederkalender/2007/10/05/die-masche-mit-dem-tonfall/

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