vonSchröder & Kalender 24.10.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

Mehr über diesen Blog

Der Bär flattert in östlicher Richtung.

Im Lidl-Markt gestern gegen zwanzig Uhr: Drei junge Mädchen mit extrem aufgebauschten Frisuren und eingearbeiteten Haarteilen, Typ Amy Winehouse, stark geschminkt, stehen an der Kasse neben meiner Reihe, wollen eine Flasche Frizzante bezahlen. Vor ihnen ist aber noch ein Punk dran, er hat sein Haar blau gefärbt, trägt eine dreißig Zentimeter hohe Irokesenfrisur. Die Mädchen reden laut über ihn, offensichtlich um ihn zu provozieren.
Die eine sagt: »Die Frisur ist doch voll scheiße.«
Die andere: »Ja schon, aber was hat der wohl für einen Festiger genommen, daß sie so gut stehen?«
Der Punk wendet sich zu den Mädchen um: »Ick finde Eure Vogelnester voll jut!«
Nachdem auch die Mädchen weggegangen sind, dreht sich der Kassierer zu seiner Kollegin um, die mich gerade abkassiert: »Die Jugend von heute ist doch scheiße! Was aus denen wohl mal wird?!«
Ich sage: »Och, die werden mal so wie wir!«
Die Kassiererin echot: »Genau! Wir waren auch mal so drauf, wenn auch anders angezogen. Ich fand den Punk voll gut! Er hatte so ein schönes Gesicht.«

(BK)

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/schroederkalender/2007/10/24/voll-gut-voll-scheisse/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Die Jugend ist frei!

    Ja, die Hoffnung, durch Umnutzung und Umgestaltung von Schönheitsein-und angriffen und von Frisuren den Abriss von Face-saden, Gesichtern, Schädelkalotten u.ä. einsehbaren Gesichtspartien vorantreiben zu können, hat ihre je generationstypischen, besonnenden Strahlen nicht verloren.
    “Die meisten bisherigen Umnutzungsversuche von Faces haben nicht enttäuscht; auf Dauer: Sie wurden ja je variiert, sozusagen repariert und renoviert…”, meinte ein High-Lifter.

    Denn einmal seien Kopfgebäude nicht zu groß und hoch und zu individuell, so daß eine Übermalung als Umgestaltung nicht einfach sei; oft seien schon allein die Statik und Emballage der Nasung, der Backen und der Unterkiefer kein Problem, und auch ästhetisch vermögen solche Um-, Ab- oder Zubauten prägnant zu überzeugen.

    Dazu kommen die liebgewonnenen, meist niedrigen Kosten und die unnötige Suche nach familiären oder kirchengemeindlichen oder schulischen Investoren.

    (Beuysianische Mitteilung von hoch holdem Wert.)

  • Das ist so eine schöne Geschichte, Barbara! Vielleicht sollten wir wie Du in Zukunft auch von Aldi zu Lidl wechseln. Aber das reicht ja nicht! Man muss es ja auch noch so schön beobachten und schreiben können.
    Herzliche Grüße, HP

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert