vonSchröder & Kalender 29.10.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

Mehr über diesen Blog

Der Bär flattert in nördlicher Richtung.

Heute war wenig los bei Aldi, an der Gemüsetheke stand eine sechzigjährig, grauhaarige Dame und guckte abwesend Löcher in die Luft – dachte ich. Ich parkte den Einkaufswagen neben ihr und wollte Kartoffeln, Feldsalat und Champignons aus dem Regal nehmen. Da sah ich einen Greis, er war klein und hutzelig, hinter seinen großen Ohren steckten Hörgeräte, und er trug eine Brille mit dicken Gläsern. Ich kenne einige Neunzigjährige, egal ob Frau oder Mann, in diesem Alter beginnt die Haut stark zu schrumpfen, entsprechend klein wirkt der Gesichtsschädel auf dem dünnen, faltigen Hals.

Immer, wenn ich an ihm vorbei nach den Champignons fassen wollte, schlurfte er ein wenig in meine Richtung. Er griff nach einer neuen Packung, hielt sie dicht vor die dicken Brillengläser und drückte mit beiden Daumen fest auf die Pilze in der Cellophanverpackung, legte sie kopfschüttelnd wieder zurück und nahm sich die nächsten vor.

Ich beschloß, keine Pilze zu kaufen. In diesem Moment sagte die Sechzigjährige: »Onkel Heinz, ich habe es gezählt, jetzt hast Du Dir achtzehnmal die Champignons angeguckt. Jetzt nimm endlich eine Packung.« Und er trotzig: »Nein, ich  nehme keine, sie sind alle faul!«

(BK)

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/schroederkalender/2007/10/29/der-alte-mann-und-die-pilze/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert