Es ist schon dunkel, wir sehen also nicht, wie der Bär flattert.
Was aber in drei Teufels Namen hat meine Marbacher Verletzung denn nun mit Herrn Weigel und dem Papst zu tun? Sie hat. Es zeigte sich nämlich nach der Operation, daß ich, wenn wir mit Leuten zusammensaßen, diese ziemlich schlecht verstand. »Ich bin, glaube ich, schwerhörig«, erklärte ich Barbara. »Da ist was dran«, meinte sie, »ich habe mich schon gewundert, daß du plötzlich so mild geworden bist, du reagierst gar nicht mehr auf Spitzen gegen dich, sondern nickst und lächelst dazu. Also für die Harmonie unter den Menschen ist Schwerhörigkeit vielleicht nicht so schlecht.« Wieder zurück in Augsburg, wurde mir das mit der Harmonie aber zuviel: »Ich muß zu einem Ohrenarzt gehen, damit er mir den Blutpfropfen entfernt.« Der Arzt besah sich den Gehörgang und stellte fest: »Ja, da ist geronnenes Blut drin, aber das fällt von selber raus. Wir machen jetzt einen Hörtest.« Der ergab, daß ich in hohen Tonbereichen schwerhörig bin.
Und ich taperte sofort medizingläubig dumpf mit dem Rezept zum Hörakustiker, beste Adresse und Rumpeldipumpel. Dort saugte man begierig das Rezept ein, eine Akustikerin und ein Akustiker führten gemeinsam einen computergestützten Test durch und bearbeiteten mich in einem langen Beratungsgespräch in Gehirnwäschemanier. Dann nahmen sie Plastikabdrücke von beiden Ohren und erklärten mir, ich bräuchte dringend die stärkste Kanone von Hörgerät hinter beiden Ohren. »Moment mal«, entsetzte ich mich, »ich möchte nicht zwei solche Dinger haben, damit sieht man ja alt aus! Ich denke, es gibt inzwischen Im-Ohr-Geräte und was da alles in der Werbung erzählt wird …« »Ja, ja«, unterbrach mich die Beraterin, »aber das ist bei Ihrem starken Hörverlust nicht mehr sinnvoll. Wir müssen schon Hinterdem-Ohr-Geräte nehmen. Gehörgangsgeräte sind nur für leichten oder mittleren Hörverlust geeignet.« Komisch, dachte ich, für leichte und mittlere Schwerhörigkeit braucht man doch gar nichts, oder? Was soll das Ganze, wollen die hier ein Äffchen scheren?!
Einen Tag später sagte ich den Termin bei der Akustikerin ab, darauf rief mich ihr Chef zurück: »Möglicherweise«, besänftigte mich dieser Herr, »gab es Mißverständnisse mit meiner Mitarbeiterin. Ich würde Sie gern persönlich beraten und mir Ihre Ohren nochmals ansehen.« Das tat er, nahm sich als erstes das linke vor und wunderte sich: »Das ist ja voller Blut! So kann ich bei Ihnen gar nichts anpassen, das ergibt keine ordentlichen Meßergebnisse. Lassen Sie sich bitte den Blutpfropfen vom Arzt entfernen, und kommen Sie danach wieder.« Ich war immer noch entschlossen, mir Hörgeräte zuzulegen, überlegte mir aber: Wenn der Arzt meint, das fällt von selbst raus, warte ich noch ein bißchen. Außerdem sind die Dinger ja sauteuer! Nur analoge Geräte werden von der Kasse bezahlt, und die kann man gleich vergessen. Digitale Hörgeräte in der Preisklasse von zwei mal fünftausend Mark und mehr versprechen dir mittels ausgefeilter Computertechnik und individueller Einstellung Hörerlebnisse wie mit gesunden Ohren. »Egal, was es kostet«, konstatierte Barbara, »wenn es sein muß, bezahlen wir das eben.«
Fortsetzung folgt
Mir drängt sich sehr stark der Verdacht auf, dass sich mein Berufsstand in ein ( in diesem Fall leider mit Recht ) sehr schlechtes Licht gerückt wird. Frei nach dem Motto, Akustiker haben keine Ahnung, wollen mir nur was aufschwätzen, am Besten noch das teuerste, den Betroffenen am einfachsten gar nichts mehr erklären zu müßen, nur das Geschäft zählt. WARUM frag ich mich ?! Wieso eine wertvolle Ausbildung, jahre lange Berufserfahrung, zum Erschlagen viele Fortbildungen besuchen für solch ein ERFOLG ?! Heute ist schluß ! Anfang 2009 wird eine Homepage von mir starten zum objektiven aufklären / Informationen für Betroffene und interessierte. Jeder hilft mit, der helfen mag. http://www.ohr-akel.de Freue mich schon jetzt, solche Beiträge dann nicht mehr all zu häufig lesen zu müßen.