Wir sehen nicht, wie der Bär flattert, denn wir sind in Düsseldorf.
Heute lesen wir in Düsseldorf im Rahmen von ›POP am Rhein‹ aus ›Schröder erzählt‹ und berichten über unser Desktop Publishing sowie das Bloggen.
Veranstalter ist die Literaturhandlung Müller & Böhm, die in Heinrich Heines Geburtshaus in der Bolkerstraße residiert. Aus diesem Anlaß bringen wir hier eine Geschichte, die sich 1981 in Düsseldorf zugetragen hat. Darin geht es um die Initiation des kleinen Harry Heine durch die Hinterlassenschaften seines Großonkels des ›Chevalier von Geldern‹ und eine absurde Observation durch einen der drei deutschen Geheimdienste.
2. Teil
Das waren also die Gründe, weshalb wir in der Pension ›Esser‹ geschlafen hatten, schon mit sechzehn, bei meinem ersten Aufenthalt in Düsseldorf, hatte ich Heinrich Heines ›Ideen‹ gelesen. Damals, 1954, lag die Stadt noch in Trümmern, und ich kaufte in der Bismarckstraße in einer Antiquariatsbretterbude zwischen Ruinen zwei Bücher für je zehn Pfennig. Das eine war ›Romeo und Julia‹ zweisprachig, das andere eben jenes ›Ideen · Das Buch Le Grand‹ – Verlag Jugend und Volk, Hildesheim, »Lizenz Nr. 130«, 1949. Heines Oberflächlichkeit aus Tiefe begeisterte mich, besonders der Satz: »Sie sehen, Madame, ich kann alle Menschen gebrauchen, und der Adreßkalender ist eigentlich mein Hausinventarium. Ich kann daher auch nie bankerott werden, denn meine Gläubiger selbst würde ich in Erwerbsquellen verwandeln.«
Ja, fast hätte ich es vergessen, 1981 war auch die Zeit, in der wir ständig überwacht wurden. Man hatte mich als »Nato-Feind« im Visier, weil ich in der Zeitschrift ›Transatlantik‹ die als Wasserwerke getarnten Atomminendepots verraten hatte. Vermutlich verständigte der Hessische Verfassungsschutz die nordrhein-westfälischen Kollegen, daß wir zu einem konspirativen Treffen nach Düsseldorf gefahren wären. Und tatsächlich logierten wir ja in einem höchst merkwürdigen Quartier. Eben nicht im ›Breidenbacher Hof‹ oder im ›Parkhotel‹, wie es die mit meinen Verlegersitten vertrauten Überwacher damals gewohnt waren, sondern in der kleinen Pension ›Esser‹ in der Mertensgasse, die im ›Michelin‹ noch nicht einmal als »einfacher, aber ordentlicher Gasthof« verzeichnet war.
Noch etwas anderes machte uns verdächtig. Weil ich Barbara die Stätten meines frühen Schweifens zeigen wollte, zogen wir in der Altstadt kreuz und quer durch die Gassen. Und überall – wirklich überall – waren diese Typen! Drei Verfolger, die sich abwechselten, hatten wir bereits entdeckt. Auf der Bolkerstraße brachten wir ihren Observationsplan wohl durcheinander, denn ein Scherenschneider bot seine Dienste an, und wir ließen uns breitschlagen. Der Künstler ging ans Werk, Barbara und ich im Doppelprofil. Den Schnitt haben wir später als Vignette für die ›Schröder erzählt‹-Folge ›Nurejew‹ benutzt.
Doch auch ein geübter Scherenschnittmeister braucht für diese Arbeit seine zehn Minuten, ein paar schaulustige Passanten sammelten sich um uns und sahen ihm zu. Nur der Observateur vom Verfassungsschutz, BND oder auch MAD stand fünf Meter weiter verlegen vor Heines Geburtshaus, in dem sich ein Bäckerladen etabliert hatte, und betrachtete intensiv die Brötchenattrappen im Schaufenster. Als wir später bei ›Hemesath‹ auf der Königsallee zu Mittag aßen, hockte eine anderer Beschatter am Nachbartisch und beobachtete uns über den Rand einer Zeitung. Es fehlte nur noch, daß er wie in einer Clownsnummer ein Loch in die ›Bild‹-Zeitung gerissen hätte. Sollte das eine provokative Observation sein, um uns zu entnerven? Wenn ja, hatte sie keinen Erfolg, uns kann jeder beglotzen, so lange er will.
Das Plakat zu ›POP am Rhein‹ entwarfen: Barbara Kalender, Till Kaposty und Jörg Schröder.
Der Katalog zum ›POP am Rhein‹-Festival erschien im Verlag der Buchhandlung Walther König.
Ausstellung im Kölnisches Stadtmuseum, Zeughausstr. 1 bis 3, 50667 Köln.
Dauer der Ausstellung: 13. Dezember 2007 bis 17. Februar 2008
Öffnungszeiten: Dienstags von 10:00 Uhr bis 20.00 Uhr, Mittwochs bis Sonntags von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr- Eintritt: 5 € / 4 €
Übrigens: Am Webdesign von ›POP am Rhein‹ begehren wir nicht schuld zu sein.
In Düsseldorf wird ›Der März-Raum‹ gezeigt in der Müller & Böhm Literaturhandlung, Bolkerstr. 53, 40213 Düsseldorf.
Dauer der Ausstellung: 23. Januar bis 16. Februar 2008
Öffnungszeiten: Montags bis Freitags: 10:00 Uhr bis 19:00 Uhr, Samstags 10:00 bis 18.00 Uhr. Eintritt: Frei!
(BK / JS)