vonSchröder & Kalender 25.07.2008

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in nordöstlicher Richtung.

Auf der Ostterrasse haben wir beim Frühstücken die Morgensonne, und immer besuchten Bienen und Schmetterlinge unsere Blumen. In diesem Jahr haben wir noch keine Biene gesehen, statt dessen fliegen jetzt Hummeln und Wespen.

Warum das so ist, wissen wir, seit wir Katinka Schrödes Artikel über die Lanzeitfolgen des Pestizids Clothianidin gelesen haben. Ihren Text ›Die Blüten des Bösen‹ stellen wir morgen in unser Blog.

Der Chemiekonzern Bayer darf diese für die Bienen tödliche Chemikalie weiter produzieren und vertreiben. Mehr darüber: ›Bienenkiller zurück auf dem Acker‹ von Sonja Fehr.

Obstbauern und andere Landwirte setzen inzwischen auf die Hummel, sie ist robuster, lebt aber nur ein Jahr. Mehr darüber: ›Bienen mögen es warm‹ von Bernhard Berger

Eines Tages, die Löwenmäulchen hatten gerade erste Blüten gebildet, Jörg und ich lasen Zeitung, hörte ich ein lautes Brummen, es klang ärgerlich. Da beobachtete ich eine Hummel, die auf dem gelben Löwenmäulchen saß und versuchte in die Blüte zu gelangen. Es ging nicht, sie flog ein kleines Stück nach links und quetscht sich von der Seite in die Blüte hinein. Ihr Summen wurde dabei immer lauter und ungeduldiger. Nachdem sie eingedrungen war, ruckelte die Blüte eine Weile, dann kam die Hummel mit gelbem Höschen heraus und flog davon. Meine Löwenmäulchen-Blüte aber fiel ab.

Zunächst fand ich das lustig, erinnerte mich, wie wir als Kinder mit Zeigefinger und Daumen die Blüte geöffnet und geschlossen hatten. Aber bald hatte meine Pflanze immer weniger Blüten. Das ärgerte mich, also verteidigte ich sie vor dem Angriff der Bombinis. Sie kamen mittlerweile zu dritt, brummten wie Hubschrauber, flogen wendig an meinem Kaffeelöffel vorbei, drehten ab, machten einen Bogen um mich und tauchten von unten hoch, bissen jeder eine Blüte auf und verschwanden darin.


Hummelweide

Nun führten wir täglich beim Frühstück Hummel-Gespräche: Wieviel Blüten liegen wieder auf dem Boden? Wieviel Bombinis waren heute da? Wir informierten uns und erfuhren, »Hummeln vermögen auch widerspenstigen Blüten Nektar und Pollen zu entnehmen. Die verschlossenen Blüten des Löwenmäulchens beißen sie kurzerhand auf. Bei Borretsch, Klappertopf und Mohn schütteln sie die schwer löslichen Pollen durch sog. „Vibrationssammeln“ herunter. Bei dieser Methode lassen sie ihre Flugmuskeln ebenfalls im Leerlauf brummen, so dass sich die Vibration durch die Beine auf die Blüte überträgt. So geschüttelt fallen die Pollen auf ihren Pelz.« (hier steht mehr darüber)

Der tollste Text über Hummeln stammt von Wolfgang Müller, von ihm erfuhren wir, daß männliche Hummeln eine Woche früher schlüpfen als weibliche, sich also in einem sexuellen Notstand befinden. Dies machen sich einige Pflanzen zunutze, indem sie den Duftstoff der weiblichen Bienen imitieren und auch ihre Gestalt. Nun befruchten Bombini-Männchen diese Blüten. (hier steht mehr darüber)

Nachdem wir diese ingeniöse Einrichtungen von Mutter Natur kennen, sind wir zu Freunden der Bombinis geworden und gönnen ihnen die Löwenmäulchen. Die klugen Blumen sind ja ohnehin dankbar für jeden Hummelbesuch.

(BK / JS)

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