Der Bär flattert heute nicht.
Wir kamen am Samstag vom Müggelsee, hatten bei 35 °C unter Eichen gelegen und gebadet – herrlich! Als wir abends mit der S-Bahn zurückfuhren, setzte sich eine Frau mit grauem Kostüm uns gegenüber. Sie war etwa 40, hatte dunkles mittellanges Haar und ein perfektes Make up. Unter ihrem knielangen Rock lugte ein Unterrock mit Webpelzsaum hervor, so was wurde gerade von Jean-Paul Gaultier als Herbst-Winter-Mode präsentiert. Hätte nur noch gefehlt, daß sie dazu Kosakenstiefel trug.
Die Dame musterte uns verächtlich, denn wir waren leger gekleidet, hatten einen gelben Matchbeutel für die Badesachen und eine blaue Ikeatasche für die Matten dabei. Unser Outfit erregte den Unmut dieser Frau, sie blickte auf uns, als wären wir Abschaum, denn wir schwitzten. Sie saß die lange Fahrt über kerzengerade wie im Wachsfigurenkabinett – Tote schwitzen nicht.
(BK / JS)