vonSchröder & Kalender 22.04.2009

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in östlicher Richtung.
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In ihrem heutigen Feuilleton veröffentlichte die FAZ einen Beitrag (›Restitutuion ist keine Stilfrage‹) über die Rückgabe von Werken aus jüdischem Kunstbesitz (Raub und Restitution. Jüdisches Museum in Frankfurt). Unter einer Landschaft von Matisse steht ein Satz über Kurt Gerstein, in dem zwei Behauptungen falsch sind. Weder war Kurt Gerstein »berüchtigt« noch »in die Produktion von Zyklon-B involviert«. Vielmehr versuchte er die Morde in den Gaskammern zu verhindern.

Kurt Gerstein war als evangelischer Christ 1941 in die SS eingetreten und hatte dann von der Ermordung Behinderter und den Greueln im Osten erfahren. Er wollte diese Mordmaschinerie mit eigenen Augen sehen und dann das Beobachtete »vor allen Leuten hinausschreien«. Als Bergassessor und Mediziner beauftragte ihn das Hygiene-Institut der SS mit dem Transport von ›Zyklon B‹ – er machte in einem simulierten Unfall die Chemikalie unschädlich. Dann mußte er mit ansehen, wie Tausende von Menschen mit Dieselabgasen vergiftet wurden. Er vertraute sich Diplomaten an, informierte den Bischof Dibelius und den päpstlichen Nuntius. Diese Szene schildert Rolf Hochhuth in seinem Drama ›Der Stellvertreter‹. Gegen Ende des Krieges geriet Kurt Gerstein in französische Gefangenschaft, verfaßte dort einen Bericht über die Morde in den Gaskammern und verlangte, als Kronzeuge gegen die Kriegsverbrecher gehört zu werden. Doch die französischen Militärrichter vermuteten, hier wolle sich einer reinwaschen, und bereiteten einen Prozeß gegen ihn vor. Gerstein erhängte sich in seiner Zelle – angeblich. Es gibt Indizien dafür, daß die These vom Selbstmord nicht zutrifft. Bezeichnend ist, daß bei den Nürnberger Prozessen der Gerstein-Bericht nur am Rande verhandelt wurde, vermutlich, weil er ein weiterer Beweis dafür war, wieviel die Alliierten von der Judenvernichtung gewußt hatten. Tatsächlich ist die Geschichte, weshalb diese Informationen während des Krieges so zurückhaltend veröffentlicht wurden, noch immer ein Tabu.

(HM / FAZ / BK / JS)

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