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Der Bär flattert in südöstlicher Richtung.
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Seit Neujahr haben wir uns Klausur verordnet, denn wir redigieren die letzte Fassung der neuen Folge von ›Schröder erzählt‹. Bis zur Auslieferung Ende Januar bleibt also kaum Zeit für Blogs und andere Vergnügungen.
Gestern Mittag aber haben wir unserem Drang nach Auslauf einmal nachgegeben und sind durch das graumeliert vereiste Berlin – seit zwölf Tagen kein Sonnenstrahl! – ins Medizinhistorische Museum der Charité gefahren. Patricia, die Lebensgefährtin unseres Kommissionsverlegers Martin Schmitz, ist Zahnärztin und führte uns durch die Ausstellung ›goldgefüllt und perlengleich. 300 Jahre Zahnheilkunde in Berlin‹ (bis 28. Februar 2010). Ohne Patricias Erklärungen und Kommentare wäre die Ausstellung über die Fortschritte der Zahnheilkunde vom Jahrmarkts-Chirurgen Doktor Eisenbarth bis zur computer-gestützten Prothetik unergiebig geblieben.
Was soll der Laie mit der Präsentation von Goldklopf-Instrumenten anfangen, wenn man nicht weiß, dass damit Goldplomben eingeklopft wurden, oder mit »Articulations-Papier« und den diversen »Pulpa-Arsen«-Pülverchen mit »genau dosiertem Cocainersatz«. Wieso überhaupt Ersatz?
Sogar wir wussten doch, dass die Zahnärzte noch zu Zeiten von Rudolf Ditzen alias Hans Fallada, Kokainbücher führen mussten, die zur großen Freude der Abusus-Konsumenten nur selten von den Gesundheitsbehörden überprüft wurden. So etwas kommt natürlich in der korrekten Ausstellung der Charité nicht vor.
Ja, und auf einem unscheinbaren Zahnpulver-Döschen entdeckten wir dann folgende Aufschrift:
»Zahn-Atelier H. Tichauer
Berlin O.
Frankfurter-Allee 126.
Formatol-Zahnpulver
Abteilung für Unbemittelte:
Zahnziehen unentgeltlich
schmerzlos 75 Pfennig
Plomben 1,- Mark
Künstliche Zähne 2,- Mark«
Alles schon mal dagewesen, Hartz IV lässt grüssen!
Anschließend auf ein Bier in ›Sarah Wieners Café‹ im Hamburger Bahnhof, schräg gegenüber der Charité. Das zischte gut, und besonders angenehm in dem Lokal war ein Oberkellner vom alten Schlag. Man muss der Wiener-Familie eins lassen: Sie haben ein gutes Händchen für die Auswahl von perfekten Kellnern. Wir denken noch immer mit Vergnügen an den sagenhaften Alex, den Oswald Wiener für sein altes ›Exil‹ am Landwehrkanal angestellt hatte.
Und jetzt wieder an die Arbeit mit dem ›Äußeren des Inneren‹.
(BK / JS)
aha. Ein „t“ im „röntgen“ zuviel. Ist mir wahrscheinlich unbemerkt der teure Platindübel in den Kieferknochen gefahren.