vonSchröder & Kalender 03.05.2010

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in südöstlicher Richtung.
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Bevor wir uns in den Zug nach Köln setzten, schickten wir die Freitagskolumne an die junge Welt ab, in der auch vom alten Sündenpfuhl ›Vater Rhein‹ die Rede ist.

Die Strecke über Wolfsburg waren wir noch nie gefahren, die Stadt – besser gesagt Volkswagen – hat Geld! Selbst der Hafen sieht aus wie geleckt, und mitten drin im weiten VW-Imperium ganz verloren ein Stern. Ein Wunder, dass Ferdinand Piëch in seiner Stadt eine Mercedes-Niederlassung überhaupt duldet.

Ankunft in Köln, mit der U-Bahn zum Ebertplatz, da sahen wir sie schon, die King Georg Klubbar.


Am 9. Mai 2010 sind Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen

André Sauer ist seit einiger Zeit neuer Inhaber der historischen Rotlichtbar, die bis zu den Ledersesseln im Original erhalten ist. Heute schaffen hier keine Frauen mehr an, stattdessen treten Literaten und Musiker auf. Und die ehemals sündigen Appartments im Hause dienen als Künstlerquartiere für die laufenden Veranstaltungen. Aber auch zivile Gäste können sich das Halbwelt-Flair in Andrés im Stil der 50er bis 80er Jahre eingerichteten Appartements einmal um die Nase wehen lassen. 65 Euro die Nacht für ein Doppelzimmer mit Dusche – fast geschenkt für dieses nostalgische Vergnügen.

Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock, André zeigte uns unser Appartement Nizza

Danach machten wir einen Spaziergang am Rhein von der Bastei bis zum Martinswinkel, wo wir jeder drei Kölsch zischten. Als wir den berühmten Kölner Sammler und Antiquar Horst Nibbe einmal fragten, warum er so tierisch viel davon saufe, antwortete er trocken: »Isch trink dat Zeuch doch so jern!« Verständlich.

Vor dem Wallraf-Richartz-Museum hinderten Aufseher die Passanten am Weitergehen, denn die Kölner Philharmonie probte. Solche irrwitzigen Planungen gibt es nur in Köln!

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Wolfgang Frömberg, die King Georg Klubbar und die Bunt-Buchhandlung hatten uns zu der Veranstalutng eingeladen. Wir stellten den März Verlag vor, die Kölner Stadt-Revue war Medienpartner.

Es war schön, die Bunt-Buchhändler Axel Stadtländer und Burkhard Schirdewahn mal wieder zu sehen, sie sind ja seit zwanzig Jahren Subskribenten von ›Schröder erzählt‹. Vor der Veranstaltung saßen wir noch bei einem Kölsch zusammen, André erzählte von der geheimnisvollen alternativen Premium-Cola und Charles Wilp. Wer gern Cola trinkt: Diese demokratische Cola schmeckt wirklich herber und weniger zuckrig als die übliche Markenware.

Unsere Vorstellung des März-Programms gefiel dem zahlreichen Publikum gut, der Stimmung nach zu urteilen. Wir schliefen dann gut im Nizza-Zimmer. Am nächsten Morgen frühstückten wir mit Wolfgang Frömberg und Ann-Kathrin.


Frühstück mit Wolfgang Frömberg, Jörg Schröder und Ann-Katrin

Nachmittags besuchten wir Christiane Ensslin und Klaus Jünschke. Er diskutiert am 7. Mai in der Uni Köln, eine Podiumsdiskussion über Jugendstrafvollzug in NRW (HS XXI Uni Köln). Und morgen, am 4. Mai um 11 Uhr, wird die Ausstellung ›Menschen statt Mauern – für ein Europa ohne Jugendgefängnisse‹ im Foyer des Hörsaal-Gebäudes der Universität zu Köln am Albertus-Magnus-Platz eröffnet. Schirmherr der Ausstellung ist Dr. Gerhart R. Baum, Bundesinnenminister a.D.

Wir aßen, tranken, lachten viel und erfuhren, dass es in Köln zahlreiche frei lebende Papageien gibt. Christiane und Klaus hatten schon Besuch von einem dieser großen grünen Vögel auf ihrer Gartenterrasse.

Auf der Rückfahrt tranken wir ein Bier im Zug-Restaurant. Hinter uns saßen eine junge Deutsche und ein Amerikaner, die sich wohl im Zug kennengelernt hatten. Vermutlich tranken sie von Köln bis Berlin Weißwein, entsprechend angeheitert war ihre Stimmung. In Spandau stieg der Amerikaner aus, die beiden verabschiedeten sich mit Umarmung und Hallo. Danach wendete sich die Frau einem älteren Mann zu, der am Tisch neben ihnen gesessen hatte und Weizenbier trank: »Sind Sie Psychiater?« fragte sie ihn. Er: »Nein, warum?« Sie: »Na, weil Sie uns die ganze Fahrt über zugehört und analysiert haben.« Sie lächelte und rollte fröhlich ihren Koffer zur Ausstiegsplattform.

(BK / JS)

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