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Der Bär flattert in nordöstlicher Richtung.
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Foto: Gunter Rambow
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Er kam 1968 aus Rom nach Frankfurt. Uve Schmidt stellte mir seinen Schwippschwager vor. Gunter Rambow hatte Pit im Park der Villa Massimo und an anderen Stätten nackt fotografiert. Das war zu der Zeit, als Emanzipation und Pornographie laufen lernten, im besten Oscar Wilde’schen Sinne also joke and truth at the same time. Bei Rowohlt war die ›Hommage à Frantek‹ erschienen, ›Die Insel‹, seine Berliner Erzählungen, wurden gerade im 6. Tausend verkauft. Wenn er bloß den Literaturbetrieb hätte ernst nehmen wollen!
Statt dessen schlug er mir einen ›Roman‹ vor, in dem Rambows Aktfotos mit angeschwemmten Schuhen und Texten verschränkt werden sollten, was ich sofort akzeptierte. Und so erschien, sehr zum Missvergnügen des Verlegers Joseph Melzer, ein aufwendig produzierter Folioband. Mit solchen Projekten verpulverte ich als Lektor im Melzer Verlag damals die Millionen, die mir die ›Geschichte der O‹ ins Haus gespült hatte. Der ehrbare Linke Jan Süselbeck nimmt Pit in seinem Nachruf noch heute »diese peinliche Selbstinszenierung« übel – das gehört ins Kapitel ›Die Linke und der Humor‹.
Ein Jahr später machte ich im März Verlag Chotjewitz’ Stereotexte ›Vom Leben und Lernen‹ und bei Olympia Press unter dem Pseudonym Alessandro Peroni ›Der Film des Conte La Malfa‹. Dafür sollte Pit das Standardhonorar von zehntausend Mark bekommen, kassierte aber nur viertausend Vorschuss, weil Maurice Girodias und mein Stellvertreter Peter Beitlich – der Verräter! – die Olympia Press im Vergleichsweg übernommen hatten, und Pit die ausstehenden sechstausend DM nicht zahlten. Das nahm Chotjewitz mir als Rechtsanwalt und Autor übel, trotzdem blieben wir Freunde.
Im zweiten März Verlag machten wir 1986 von Emil Ludwig und Peter O. Chotjewitz ›Der Mord in Davos‹, die Texte der beiden Autoren über David Frankfurter, der 1936 den Schweizer Landesleiter der NSDAP erschoss. Bald danach war zunächst einmal Schluss mit der Verlegerei, das März-Archiv ging an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach.
Einige Male sahen wir Pit in Berlin. Vor zwei Jahren suchte er hier noch eine Wohnung, dann brach seine Krankheit aus. Im Verbrecher Verlag erschienen Peter O. Chotjewitz’ alte und neue Werke, sehr verdienstvoll, denn so gut seine Texte auch sind, verdienen lässt sich damit nichts.
Zum Tode unserer gemeinsamen Freundes, des Schriftstellers Manfred Esser, schrieb Peter O. Chotjewitz im Nekrolog: »Die wirklichen Dichter haben wenig mehr als das Wort, das sie halten können, und das Maul, das sie nicht halten können.« Das traf auch auf Pit selbst zu, deshalb musste der Literaturbetrieb weitgehend ohne ihn auskommen. Aber seine Texte werden bleiben.
(POC / GR / BK / JS)
Stimmt, in seinen Texten lebt er weiter. Seine „Erzählungen auf dem Bärenauge“ habe ich in bester Erinnerung. Der Sound der freaklichen Revolution!