vonSchröder & Kalender 08.01.2011

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in nördlicher Richtung.
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Im Jahr 1983 gründeten wir die Ravenna Presse im März Verlag, in der herausragende Titel der Buchkunst und der wissenschaftlichen Arcana in bibliophiler Ausstattung geplant waren. Als erstes erschien ›Das Land der Inca‹ von Rudolf Falb. Weitere geplante Titel sind in der Ravenna Presse nicht herausgekommen.

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Falb, Rudolf: ›Das Land der Inca in seiner Bedeutung für die Urgeschichte der Sprache und Schrift‹. Nachdruck der Leipziger Erstausgabe von 1883. Oasenziegenleder mit Goldprägung im Schuber. Aufgebunden wurden 300 von 555 Exemlaren mit Pränumeranten-Verzeichnis. 456 Seiten, (8°). Einbandgestaltung: Jörg Schröder. Ravenna Presse im März Verlag, Herbstein 1984 (nur noch antiquarisch erhältlich).
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Im Jahr 1877 begab sich der angesehene Geologe und Erdbebenforscher Rudolf Falb auf eine Forschungsreise nach Südamerika. Dafür hatte er ein halbes Jahr veranschlagt, zuletzt ging er auf das Hochplateau der peruanischen Kordilleren, um hier Messungen seismischer und vulkanischer Phänomene vorzunehmen.

Falb war von den archäologischen Funden in Cuzco und Tiahuanaco überwältigt. Und bei seiner Begegnung mit den Aimarà-Indianern im Urwald von Bolivien traf ihn wie ein Blitz die Gewißheit: In der Sprache der Inca sind die Belege für die Wurzeln eines einheitlichen Sprachen-Ursprungs in einer Prähistorischen Periode zu finden.

Falb ließ alle weiteren geologischen Pläne fahren und beschäftigte sich fortan fünf Jahre mit seiner Sprachtheorie, lernte drei Indianer-Sprachen, notierte auf tausenden von Folio-Seiten die Belege seiner Forschung zu einer Urgrammatik. Ausgehend von der Aimarà- und Kitschua-Sprache werden wir in Falbs Buch Zeugen von atemberaubenden Beweis- und Analogieketten sprachlicher, symbolischer und mythologischer Art. Wir nehmen teil an genialischen Denk- und Assoziationsakten, lesen z. B. Aimarà, Hebräisch, Griechisch, Ägyptisch, Sanskrit, Latein, Arabisch, Aramäisch, Chinesisch, Französisch, Deutsch, Englisch … Ja, wir können das lesen bzw. hören, auch wenn wir die dazugehörigen Schriftzeichen und Sprachen nicht beherrschen. Denn Rudolf Falb, der dieses Buch trotz seiner tausenden von Schriftzeichen und Symbolen nicht nur für den Fachlinguisten schrieb, gibt jedem Wort oder Zeichen die deutsche Lautschrift bei. Auch Laien ist es daher möglich sich auf diese erstaunliche Reise durch die Urgeschichte der Sprache und Schrift zu begeben. Relativ unerheblich dabei ist, daß die spätere archäologische Forschung Datierungen anders vornahm. Interessant ist vielmehr, daß die zuweilen phantastisch anmutenden Ideen und Obsessionen des Rudolf Falb von neuesten computergestützten Forschungen zur Sprache der Inca bekräftigt werden.

Neben der Reise durch die Sprachen und Symbole verdient dieses Buch besonders auch Beachtung als typographische Meisterleistung einer der bedeutendsten und deutschen Pressen der Neuzeit. Tausende winzigster Zeichnungen von Symbolen, die in keinem Setzkasten zu finden waren, hatte Falb für dieses Werk angefertigt. Sie wurden von der Drugulin Presse in Leipzig als Klischees in den Werksatz montiert und zu einem Satzbild gestaltet, das seinesgleichen sucht.


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(RF / BK / JS)

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https://blogs.taz.de/schroederkalender/2011/01/08/das_land_der_inca/

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kommentare

  • Lieber Eberhard,
    persönlich kennengelernt ist leicht untertrieben. Pijie hatte mir, als er noch Hübsch hieß, schon in meiner Zeit bei Melzer (1965 bis 1968) diverse Manuskripte angeboten. Dass ich sie nicht annahm, hat er mir natürlich übelgenommen. Als er zum Hadayatullah Jamil geworden war, haben mir seine Texte auch nicht besser gefallen, wovon ja ›Cosmic‹ kündet. Aber er hatte gute Scheiben im ›Heidi loves you shop‹, der nur wenige Schritte vom März-Büro im Frankfurter Westenend entfernt war. Ansonsten: De mortuis nil nisi bene.
    Herzliche Grüße, auch von Barbara,
    Jörg

  • Apropos, lieber Jörg Schröder: den Hadayatulla Hübsch (R.I.P) hast du ja in genial Cosmic verewigt (“der Sturm findet nicht im Wasserglas statt”). Hast du den “Eriehungsminister der islamischen Republik Rhein-Main” (O-Ton Schröder) mal persönlich kennen gelernt? Grüße aus Hamburg

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