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Der Bär flattert in nordöstlicher Richtung.
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Während Joachim Gauck zum neuen Bundespräsidenten gewählt wurde, saßen wir auf der Südterrasse in der Sonne, und lasen die Zeitungsausrisse, die sich während der Redaktion von ›Hörst du mein heimliches Rufen‹, unserer neuen Folge, angesammelt hatten. Darunter war auch der Beitrag ›Der Schriftsteller und sein Computer‹ von Johan Schloemann in der Süddeutschen Zeitung. Er berichtete von Matthew G. Kirschenbaums Blog ›Tracking the Literary History of Word Processing‹, sein Projekt wurde durch Friedrich Kittlers Theorie der ›Aufschreibesysteme‹ angeregt, die sich mit dem Übergang von der Handschrift zur Schreibmaschine beschäftigt. Kittlers These war, dass auch die Literatur und die Geisteswissenschaften von den Kulturtechniken abhängen, welche die Autoren benutzen.
Seite aus der Bedienungsanleitung für den IBM-Magnetkartenschreiber MC 82
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Und weil es anfing zu regnen, schreiben wir jetzt dieses Blog: Bereits 1975 kaufte ich (JS) einen IBM-Magnetkartenschreiber MC 82, der eine Weiterentwicklung des MC 72 war. Er verfügte über einen Arbeitsspeicher, der mit 8.000 Speicherstellen Textbausteine und variable Daten verarbeitete, bevor er auf Magnetkarten codiert wurde. Man konnte die Texte jederzeit verändern. Ein Foto unserer MC 82 und auch die Bedienungsanleitung haben wir ins Deutsche Literaturarchiv eingeliefert, daher können wir hier nur den Vorgänger zeigen.
Ich (BK) habe mit dieser Textverarbeitungsmaschine sieben Jahre lang gearbeitet und erledigte damit die gesamte Pressearbeit und Korrespondenz. Ohne diese Möglichkeit Texte zu verarbeiten, hätten wir eine weitere Schreibkraft einstellen müssen. Die Beiträge der frühen ›Schröder erzählt‹–Geschichten in der ›taz‹ und zur Anthologie ›Mammut‹ (1984) wurden ebenfalls auf Magnetkarten gespeichert, was uns viel Zeit sparte. Ausserdem setzten wir sämtliche Verlagsdrucksachen auf der IBM 82. Von 1975 bis 1987 war diese Maschine unser Texterfassungsprogramm, bis wir dann den ersten Mac anschafften.
Seite aus der Bedienungsanleitung für den IBM-Magnetkartenschreiber MC 82
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Als ich den MC 82 Mitte der Siebziger kaufte, kostete die Maschine noch knapp 25.000 Mark. 1987 entwickelten Barbara und ich dann das Konzept, in kleiner Auflage schöne Buchseiten zu produzieren, ohne kostspielige Lagerhaltung, eben das, was man heute Publishing on Demand nennt. Damals war das noch Zukunftsmusik, selbst das Publizieren auf dem Schreibtisch steckte noch in den Kinderschuhen. Um ordentliche Druckergebnisse zu erzielen, die sich mit durchschnittlichem Offsetwerkdruck messen konnten, brauchte man Hard- und Software, die an die hunderttausend Mark kosteten. Egal, wir wussten, die Technologie entwickelt sich sprunghaft und wird dann billiger.
So war es, 1990 erfasste Barbara mit ihrem neuen Mac die erste Folge ›Glückspilze‹, während ich nach alter Väter Sitte mit den dicken ›Berthold Body Types and Headlines‹-Folianten am Schreibtisch saß und Musterseiten entwarf. Eine Strafarbeit! Weil wir nämlich die Folgen in handelsübliche Chromoluxdecken binden wollte, mussten wir auf DIN-A4-Seiten drucken, und für schöne Typographie ist dieses Format nicht geeignet. Für Briefe mag es noch angehen, weil hier mit Logo, Adresse, Anschrift und Datum ohnehin typographisches Kuddelmuddel herrscht, aber als Buchseite – grauenhaft! Um den Laien nicht zu langweilen, ein kleiner Tip: Schneidet mal bei einem DIN-A4-Blatt siebzehn Millimeter in der Höhe ab und legt es neben ein unbeschnittenes. Jeder, der keine Musaugen hat, wird feststellen, dass die beschnittene Version angenehmer aussieht. Deswegen kommen uns auch Briefbögen aus den USA oder solche des Hotels ›Villa Medici‹ in Florenz viel eleganter vor – nicht nur wegen ihres Stahlstichs, des Wasserzeichens und der luxuriösen Hämmerung.
Ich versuchte es mit diversen Satzspiegeln, alles sah aus wie in den Schnee gepinkelt, weil ich das Papierformat nicht ändern konnte. Vierzehn Tage lang friemelte ich an der Musterseite herum, dann hatte ich endlich das Ei des Kolumbus gefunden: Ich verkürzte das Blatt optisch mit Hilfe der Kolumnenlinie, rückte den Textblock näher zum Bund und stellte die Pagina rechts neben den Text. So ergaben sich die gewünschten Proportionen, ohne das Papier zu beschneiden. Rechts oben platzierte ich Pilze auf die Linie, die Vignette sollte von Folge zu Folge wechseln. Auf diese Weise wurde das unangenehme Format per Gestaltungstrick zur angenehmen Buchseite. Weniger Mühe machte die Titelgestaltung mit dem gestanzten Einbandfenster und der Pop-Illustration von Roy Lichtenstein, die wir mit der alten März-Hausschrift ›Fette Block‹ kombinierte – wenn man davon absieht, dass hier dem leichthändigen Entwurf eine jahrelange Fron folgte. Barbara und ich klebten bisher circa zwanzigtausend Farbbilder eigenhändig auf die Titeleien. Das sind zehn Kilometer mit dem Klebe-Abroller, also zweihundertzwanzig Stunden Handkrampf.
1. Folge, ›Glückspilze‹. 1. Druck im Mai 1990, 45 Seiten. Nach einem typographischen Konzept von Jörg Schröder, gestaltet und gesetzt von Barbara Kalender. Titelillustration: Roy Lichtenstein, Dawning, 1964
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Mal abgesehen von unserem komplizierten Satzbild hatte die frühe PageMaker-Version ihre Macken. Die Software war für die englische Sprache geschrieben, die kein ›ck‹ kennt und daher bei einer Trennung ›ck‹ nicht in ›k-k‹ umwandeln konnte. Leider gab es in der ersten und zweiten Folge besonders viele Wörter mit dieser Buchstabenkombination wie ›drucken‹, ›Stuckdecken‹ und ›ficken‹, bei jeder dieser Trennungen stürzte PageMaker ab. Doch die Mac-Programmierer waren ja Freaks und hatten für jeden Notfall ein kleines Programm geschrieben. So sah man, bevor die Datei abstürzte, eine runde schwarze Bombe mit brutzelnder Zündschnur und Funken wie bei einer Wunderkerze. Erfolgten solche Abstürze zu oft hintereinander, erschien auf dem Bildschirm wieder das Mac-Gesicht, diesmal aber nicht lachend, sondern mit traurigem Mund und Kreuzen als Augen. Das bedrohlichste Piktogramm, sozusagen die letzte Warnung, sahen wir zuweilen auch, der ›Sad-Mac‹ zerlief dann amorph. Das bedeutete: Gleich gibt die Festplatte ihren Geist auf.
Wenn solche Bomben rauchten oder gar der ›Sad-Mac‹ erschien, wurde Barbara immer still. Dann musste sie den Blocksatz in einen kleineren Schriftgrad umwandeln, und alle Wörter mit ck, die bei zwölf Punkt getrennt werden, mit der Hand in k-k verändern. Erst danach konnte sie weiter in der gewünschten Schriftgröße umbrechen. Bei diesem Beispiel lassen wir es bewenden. Jedenfalls kannten wir bald alle Tricks, um trotzdem einen professionellen Umbruch hinzukriegen. Und haben der ersten Maschine, die uns dieses Work in progress ermöglicht hat, einen Ehrenplatz neben den Schröder-erzählt-Kassetten gegeben.
(BK / JS)
I mmer
B is
M itternacht… So ging das damals.
Oh, Nostalgie. 1979 habe ich für eine Versicherungsagentur ein solches Textsystem über eine „Datenleitung“ (V24 mit 1200 baud Übertragungsleistung (sic!)) mit einem richtigen Computer verbunden, auf dem die Adressen für Massenbriefe gespeichert waren….