vonSchröder & Kalender 16.02.2013

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Es ist neblig, wir sehen nicht, wie der Bär flattert.
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Friedrich Schillers Vater, Johann Caspar Schiller, wurde Gärtner nach seiner Karriere als Wundarzt und Hauptmann. In seinen Dienstjahren als Offizier, die ihn bis nach Holland und Belgien führten, und 1757 mit einem württembergischen Kontingent gegen die Preußen durch halb Europa, hatte er allenthalben die regionale Baumzucht studiert. Er war in diesem Metier ein  großer schwäbischer Autodidakt vor dem Herrn. 1775 ernannte ihn der Fürst zum Direktor der herzoglichen Hofgärtnerei auf der Solitude, die damals noch bei Stuttgart lag.

Seit 1767 veröffentlichte Johann Caspar Schiller zahlreiche ›Betrachtungen über landwirtschaftliche Dinge‹. Sein inzwischen berühmter Sohn Friedrich unterstützte die schriftstellerischen Versuche des Vaters stets mit Zuspruch und tätiger Hilfe. Im Jahr 1795, ein Jahr bevor Johann Caspar Schiller starb, erschien dann sein monumentales Werk ›Die Baumzucht im Grossen aus Zwanzigjährigen Erfahrungen im Kleinen‹.

Wir lernten dieses Werk im Jahr 1998 kennen. Nach einer Lesung in Marbach schenkte uns Peter-Paul Schneider, damals noch Mitarbeiter der Handschriftenabteilung, das Werk über die ›Baumzucht‹. Es ist eines der schönsten Bücher der Marbacher Editionen, allein im Kapitel ›Äpfel‹ werden etwa neunzig Apfelsorten beschrieben.

Johann Caspar Schiller: Die Baumzucht im Grossen aus Zwanzigjährigen Erfahrungen, Copyright DLA Marbach

Die Aquarellzeichnungen von Johann Caspar Schiller und seiner Tochter Christophine sind wunderschön, die oft auch kritischen Beschreibungen des Obstes im Stil der Zeit ebenfalls.

»Sommer-Erveling. Erveling (Zomer). (Tab. III. Nro. 20) kann ein grosser Apfel werden, bleibt aber vielmals kleiner als ihn unsere Abbildung vorstellet. Von Form ist er etwas platt, und nach dem Buzen zu etwas spizig, auch um solchen herum eckicht, und manchmalen hat er eine tiefe Grube vom Buzen nach dem Stiel zu. Seine Schale ist glatt und, wann er reif ist, von gelblichter in das grüne fallender Farbe; manchmalen, wiewohl selten, ist er auch an der einen Seite etwas blasroth, oder etwas starck rothgestreift. Sein Fleisch ist ganz mild, von gemeinen unfeinem Geschmack, daher ihm denn auch nur unter den Kochäpfeln ein Plaz anzuweisen ist. Der Baum treibt gutes starckes Holz, wird groß, und trägt gut.

Das seidene Hemdgen. Syden Hemdje. (Tab. III. Nro. 40) Ist ein grosser Apfel, von Form etwas hoch oder länglicht rund. Seine Schale ist schön glatt und, wenn er reif ist, gelblicht, auch manchmalen an der einen Seite etwas blaßroth, mit einem feinen Buzen. Sein Fleisch ist mild von ziemlich wohlriechendem angenehmen Geschmack, weßwegen er auch unter die Äpfel vom ersten Rang gehöret. Der Baum hat ein feines Gewächs, und ist ziemlich tragbar.« (JCS)

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Natürlich darf in diesem Zusammenhang Friedrich Schillers geradezu fetischistische Fixierung auf Äpfel im Zustand der Zersetzung nicht fehlen. Im Oktober 1827 erzählte Johann Wolfgang von Goethe seinem Gesprächspartner Johann Peter Eckermann: »Eine Luft, die Schillern angenehm war, drückte auf mich wie Gift. Einmal in seiner Abwesenheit setzte ich mich an seinen Schreibtisch. Ich hatte aber nicht lange gesessen, als ich mich von einem heimlichen Übelbefinden überschlichen fühlte, welches sich nach und nach so steigerte, daß ich einer Ohnmacht nahe war. Endlich bemerkte ich, daß aus einer Schieblade neben mir ein sehr fataler Geruch kam. Als ich sie öffnete, fand ich zu meinem Erstaunen, daß sie voll fauler Äpfel war. Frau von Schiller sagte mir, die Schieblade müsse immer mit solchen Äpfeln gefüllt sein, indem dieser Geruch Schillern wohltue und er ohne ihn nicht leben und nicht arbeiten könne.«

Hähnchenbrust mit Apfel, tazblog Schröder & Kalender, Foto: Barbara Kalender
Unser liebstes Apfelrezept in diesem Winter ist Hähnchenbrust mit Apfel, Foto: Barbara Kalender
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Zutaten: Hähnchenbrustfilet, Salz, Knoblauch, Olivenöl, Currypulver, ca. 2 EL Honig, 1 Becher Creme fraîche, zwei Äpfel, die für unser Rezept aus Brandenburg stammten, dieses Mal war es Jonagold. Calvados, frisch gemahlener Pfeffer und gehackte Petersilie oder frischer Koriander.

Die Zubereitung dauert etwa eine halbe Stunde: Hähnchenbrustfilets abspülen und trocknen. Äpfel schälen oder waschen, das Kerngehäuse entfernen und in Schnitze schneiden. Danach in einer Pfanne die Hähnchenbrustfilets in Öl von beiden Seiten anbraten. Jetzt muss es schnell gehen: Das Fleisch von beiden Seiten mit Curry bestäuben, dann den Honig beidseitig über das Fleisch träufeln. Mit Calvados ablöschen und Creme fraîche hinzugeben, verrühren und so lange bei geringer Hitze schmoren, bis das Fleisch gar ist. Zwei Minuten vor dem Servieren die Apfelschnitzen hinzugeben (nicht früher, sonst zerfallen sie) und unterheben. Zum Schluss mit Salz und Pfeffer abschmecken und die gehackte Petersilie oder den Koriander darüber streuen.

Wir essen manchmal Baguette dazu, man kann aber auch Reis oder Bandnudeln servieren.

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(JCS / JWG / BK / JS)

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https://blogs.taz.de/schroederkalender/2013/02/16/die-apfel-der-familie/

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kommentare

  • TELLer-Gedicht 🙂

    Der Wilhelm denkt sich: „Mein Gott Walter,
    was verlangt der Gutsverwalter?“
    „Ich soll auf einen Apfel schießen?
    Den kann doch keiner mehr genießen.“
    Doch Hedwig ruft: „Nur zu, mach flott.
    Ich koche aus dem Rest Kompott.“
    Der Tell zieht ab, der Apfel fällt.
    Von diesem Treffer spricht die Welt.

    In der Schweiz klingt`s immer noch:
    „Wilhelm Tell, er lebe hoch!
    Gelobt sei Wilhelm, der gut schoss!“
    (Darauf einen Calvados.)

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