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Es schneit, wir sehen nicht, wie der Bär flattert.
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Wenige Tage vor Mark Zuckerbergs Empörung über die Twitter-Managerin fanden wir bei Google ein Foto als Vorschaubild, das ich gemacht hatte, und darunter stand: »Bernward Vesper ist bei Facebook.« »Hallo!«, sagte ich zu Barbara, »jetzt wollen wir doch mal sehen, wie ernst es Mr. Zuckerberg mit der New Sincerity in seinem eigenen Netzwerk ist. Ich hatte Bernward im Jahr 1971, zwei Monate vor seinem Tode, fotografiert, als er mich im März Verlag besuchte. Jetzt hatte irgendjemand diese Aufnahme aus unserem Blog über Bernward Vesper ungefragt kopiert.
Der Nutzer nannte sich auf Facebook Bernward Vesper und setzte mein Foto neben eine Kurzbiografie, zusammengestellt aus Sätzen aus unserem Blog und Wikipedia. Klar, da versuchte einer mit dem Namen Trittbrett zu fahren, vielleicht um sein eigenes Werk über Vesper zu propagieren. Diese Seite hatte 43 »gefällt mir«-Angaben mit der Notiz: »Um dich mit Bernward Vesper zu verbinden, registriere dich noch heute bei Facebook.«
Dazu passt der wütende Eintrag von Wolfgang Herrndorf in seinem Blog ›Arbeit und Struktur‹. Darin schrieb er am 21. März 2013: »Ich bin nicht auf Facebook, ich war nie auf Facebook, ich werde nie auf Facebook sein. Unbelehrbarer Betreiber der in diesem verrotteten Drecksladen unter meinem Namen erstellten Seite ist der Hamburger Internetirre Gerhard Bangen. Nur so zur Information.« Dieser Bangen hatte also einfach eine Herrndorf-Seite auf Facebook eingerichtet, als habe der Autor einen Account bei dem Netzwerk.
Na ja, aber von Bernward Vesper weiß doch jeder, dass er tot ist – sollte man zumindest meinen. Das ändert nichts an der dumpfen Praxis solcher Nutzer-Kretins, die sich einfach eines prominenten Namens bedienen. Denn über Bernward Vesper war gerade ein Film gedreht worden, als Begleitmusik gab es viel Medientrara. Der Facebook-Vesper hoffte wohl, mit dem Namen des Autors Leute auf seine Seite locken zu können. Ach nee, »teilen« nennt sich das ja im Facebook-Jargon!
Man kann leider solchen Facebook-Menschen nicht verbieten, auf Facebook eine Bernward-Vesper-Gemeinschaft zu gründen. Jedenfalls wollten wir mit diesem anonymen Vesper-Doubel nichts zu tun haben, deshalb mahnten wir die Facebook GmbH in Hamburg ab und gingen davon aus, dass dieses Foto gelöscht würde – aus Anstand, wie Zuckerberg es für sich selbst in Anspruch nahm. Tatsächlich hatten wir schon viele ähnliche Urheberrechtsverstöße erlebt, und meistens waren die Verletzer einsichtig gewesen.
Erst einen Monat später erhielten wir per Mail die Antwort. Patrick – Facebook-User verkehren nur per Vornamen – schrieb: »Da es sich hier um einen Bericht zu einem Inhalt handelt, welcher Ihre Rechte an geistigem Eigentum verletzt, wenden Sie sich bitte an den hierfür eingerichteten Kanal …« Immerhin, die »User Operations« duzten uns nicht. Barbara benutzte den Link und wurde weitergeleitet auf eine Seite, die sie aufforderte: »Bitte registriere dich bei Facebook.« Eine Unverschämtheit, wir melden eine unberechtigte Nutzung, und Facebook teilt uns bräsig mit: Du musst nach unseren Richtlinien erst einmal unserer Organisation beitreten, damit du dich beschweren kannst. Daher lautete unsere Antwort auf Patricks Mail: »Wir möchten uns nicht registrieren, sondern fordern Sie auf, ein urheberrechtlich geschütztes Foto in ihrem Netzwerk zu löschen.« Patrick antwortete mit einer Mail, die den gleichen Wortlaut enthielt wie die erste.
(wird morgen fortgesetzt)
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(BK / JS)
Unsinn, Herrndorf war etwas paranoid. Ich hab keine Facebookseite über ihn erstellt.
Grüsse
Gerhard Bangen