vonSchröder & Kalender 01.04.2015

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Die Fahne auf dem Schöneberger Rathaus fehlt immer noch.
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Mit dem Sperren von Accounts ist Facebook sonst nicht zimperlich. Wir fanden eine ganze Reihe von Beispielen, die belegen, dass der Konzern durchaus Beiträge entfernt, wenn er es für opportun hält. Das Netzwerk löschte die Posts des Fernsehpfarrers Jürgen Domian, der auf seiner Seite gegen den Auftritt des konservativen katholischen Martin Lohmann bei Günter Jauch polemisiert hatte. Domian beschwerte sich, Facebook teilte mit, bei der Löschung habe es sich um einen Irrtum gehandelt. Die Post des Fernsehpfarrers blieb aber offline – also einfach gesagt: Zensur.

Facebook

Auch die indigene US-Amerikanerin Dana Lone Hill machte sonderbare Erfahrungen. Sie gehört zum Stamme der Lakota, und als Dana einmal ihre Lebensdokumente durchsah, stellte sie fest, dass in ihrer Geburtsurkunde der Lakota-Name ihres Vaters stand: Lone Elk. Hill ist der Mädchenname ihrer Mutter. Deshalb änderte sie ihren Namen, was die Kontrolleure des Netzwerkes stutzig machte. Sie hielten »Einsamer Elch« für einen Witz – denn Facebook nimmt sich selbst sehr ernst – und sperrten das Konto. Dana hatte auf ihre über zweitausend Kontakte keinen Zugriff mehr. Sie protestierte, und nun verlangte der Konzern, dass sie ihre persönlichen Lebensdokumente vorlegt: die Sozialversicherungsnummer, den Führerschein und ihre Kreditkartennummern. Schließlich verzichtete Dana Lone Hill auf ihren vollständigen Vaternamen, daraufhin wurde das Facebook-Konto wieder online gestellt.

Warum Patrick aus Hamburg mein Vesper-Foto nicht einfach löschte, sondern weiter mauerte, wissen wir nicht. Vielleicht wollte Facebook nur durchsetzen, dass wir uns endlich bei ihnen registrieren? Womit wir ihre Geschäftsbedingungen akzeptiert hätten und danach im Umgang mit ihnen irisches Recht gelten würde. Nach weiteren Abmahnungen, zuletzt per Einschreiben, schickten wir schließlich das Konvolut an Albrecht Götz von Olenhusen und baten ihn um Rat. Unser Freund und Rechtsanwalt teilte mit: »Ihr braucht euch nicht zu registrieren. Die Facebook Deutschland GmbH ist dafür verantwortlich, was auf ihren Seiten geschieht.« Albrecht schrieb nach Hamburg und bekam von der deutschen Zentrale des Konzerns die lakonische Antwort: »Bitte beachten Sie, dass die Facebook Ireland Limited für die Bearbeitung von Anfragen zu allen Inhalten zuständig ist, nicht die Facebook Germany GmbH. Weitere Einzelheiten können Sie dem online verfügbaren Facebook-Impressum entnehmen. Bitte wenden Sie sich deshalb mit ihrer Anfrage an die Facebook Ireland Limited oder nutzen Sie die Online-Meldewerkzeuge auf der Facebook-Website. Mit freundlichen Grüßen Facebook Germany GmbH.« Keine Unterschrift.

(wird morgen fortgesetzt)
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(BK / JS)

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https://blogs.taz.de/schroederkalender/2015/04/01/ihr-habt-es-in-der-hand-3/

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