vonSchröder & Kalender 26.04.2017

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in östlicher Richtung.
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Willi Münzenberg: ›Propaganda als Waffe. Ausgewählte Schriften 1919 bis 1940‹. Herausgegeben von Til Schulz. Brosch., 364 Seiten. Umschlaggestaltung: Jörg
Schröder. März Verlag, Frankfurt a.M. 1972

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Das Standardwerk der antifaschistischen Organisation und Propaganda.

Wilhelm (Willi) Münzenberg wurde 1889 in Erfurt geboren. Mit fünfzehn arbeitete er in einer Schuhfabrik. 1906 trat er in den sozialdemokratischen Arbeiterbildungsverein ›Propaganda‹ ein. 1910 arbeitete er in einer Zürcher Apotheke, wurde führend in der sozialistischen Jugendorganisation, lernte nach Beginn des Ersten Weltkriegs den exilierten Lenin kennen und befreundete sich mit ihm.

Nach der Oktoberrevolution wurde Münzenberg als Initiator eines Generalstreiks aus der Schweiz nach Deutschland ausgewiesen, er übernahm den Vorsitz der kommunistischen Jugendinternationale – Lenin schaffte für ihn den Begriff des »Berufsjugendlichen«. In der von Bürgerkrieg und Interventionen zerrütteten Sowjetunion wütete eine Hungersnot, deshalb gründete Münzenberg die Internationale Arbeiterhilfe (IAH), die sich unter seiner Leitung zur großen proletarischen Hilfsorganisation entwickelte. 1924 wurde er in Deutschland zum Reichstagsabgeordneten gewählt und behielt dieses Mandat bis 1933.

In der Zeit der Weimarer Republik baute er einen Medienkonzern auf, den  »Münzenberg-Konzern«. Dazu gehörten Zeitungsverlage und das Filmunternehmen, in dem u.a. der Film ›Panzerkreuzer Potemkin‹ vertrieben wurde. 1933 emigrierte Münzenberg nach Paris und leitete von dort aus die Auslandspropaganda der Komintern. Er gründete eine Reihe von Zeitungen und Publikationsreihen, besonders wirkungsvoll war das ›Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitler-Terror‹.

Seine propagandische Arbeit im Kampf gegen den Faschismus fasste er in dem Buch ›Propaganda als Waffe‹ zusammen. In der Erkenntnis, dass im Kampf gegen den Faschismus alle demokratischen und antikapitalistischen Kräfte zusammen arbeiten müssen, entfernte sich Willi Münzenberg immer mehr von der KPD und der KPDSU. 1938 wurde er aus der KPD ausgeschlossen. Mit anderen aus der Partei ausgeschlossenen Genossen und Emigranten versuchte Münzenberg die Volksfront-Politik weiter zu betreiben, seine Enttäuschung über den Hitler-Stalin-Pakt von 1939 war grenzenlos. 1940, auf der Flucht nach Süden, wurde Willi Münzenberg ermordet. Die Täter wurden nicht ermittelt, vermutlich wurde er als Freund und Mitkämpfer Lenins auf Befehl der sowjetischen Geheimpolizei ermordet.

Zur großen Leistung von Willi Münzenberg gehörte es, dass er die Auseinandersetzungen der KPD, KAPD und USPD über die richtige Doktrin unterlief. Die jeweiligen Kader betrachteten ihre Mitgliedermassen als Stimmvieh, Münzenberg reagierte darauf mit massenwirksamer Propaganda und dem Einsatz von Filmen. Seine Werbemethoden trugen bereits Merkmale des modernen Manipulationsapparats. Dabei handelte es sich aber nicht um eine Anleitung zur Hetze à la ›Der rote Hugenberg‹. Sein Buch untersucht vielmehr die Techniken der faschistischen Propaganda gegen die sich fortschrittliche Politik zur Wehr setzen muss. Anders als Horkheimers und Adornos Diktum »Propaganda für die Änderung der Welt, welch ein Unsinn!« lautete Münzenbergs prinzipiell hoffnungsvolle Forderung in ›Propaganda als Waffe‹: »angreifen, angreifen und noch mal angreifen!«

Über den Herausgeber: Til Schulz wurde am 8. November 1944 in Cabarz (Thüringen) geboren. Er studierte in Frankfurt a. M., arbeitete seit 1968 für den Funk und erhielt 1972 den Kurt-Magnus-Preis. Er schrieb für den linken ›Diskus‹, dessen Herausgeber er bis 1979 war. Schulz gehörte zu den einflussreichen Leuten der Frankfurter Linken, wohnte in einer WG mit Joschka Fischer und besetzte 1970 mit einigen Mitstreitern ein Bürgerhaus. Es war die erste Hausbesetzung im Frankfurter Westend, dadurch wurde die Problematik bundesweit bekannt. 1970 erschien von ihm herausgegeben ›Propaganda als Waffe‹. Nach der Promotion schrieb Til Schulz für die ›Neue Gesellschaft‹, arbeitete für das ›Kulturforum der SPD‹ und als Redenschreiber für den Frankfurter Oberbürgermeister Volker Hauff. Til Schulz starb am 2. Januar 2013 in Frankfurt a. M.

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Die Grenze der Propaganda:
Das Vertrauen der Hitlerbewegung in die Wunderkraft der Propaganda ist grenzenlos. (…) Diese lebenswichtige Illusion, die Voraussetzung für die Macht Hitlers, kann aber nur, davon sind Hitler und seine Getreuen zutiefst überzeugt

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Zur Erschießung deutscher Emigranten in Oslo:

Mit den Truppen Hitlers rückten die offiziellen Agenten der Geheimen Staatsplolizei, die Himmler-Verbände, der SS-Organisationen und anderer nationalsozialistischer Totschlägerlkolonnen in Dänemark und Norwegen ein. (…) Die deutsche Opposition, die vor 1933 den Kampf führte, um Hitlers Sieg zu verhindern, und die seit jener Zeit kämpft, um das verhaßte System zu stürzen, hat

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WM / BK / JS

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