vonSchröder & Kalender 07.06.2017

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in nordöstlicher Richtung.
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Heute, am hundertzehnten Geburtstag von Mascha Kaléko, zitieren wir ihr Gedicht »Souvenir à Kladow«:

Ich denke oft an Kladow im April…

Noch hält der Frühling sich im Wald verborgen,
Die Ufer warten kahl und winterstill,
Und nur die ersten Knospen rufen: „morgen!“

Auf einmal regt sich was im Vogelnest,
Und Sammetkätzchen schaukeln von den Weiden.
Die ganze Landschaft rüstet sich zum Fest –
In meinem Herzen rüstet sichs zum Scheiden.

Der letzte Abendgang durch die Allee:
Wie geisterhaft die fernen Glocken hallen!
Ein später Vogel ruft: „Ade.
Das ist mir früher niemals aufgefallen.

In diesem Haus mit seinen blanken Scheiben,
Den Fliederbüschen und dem Silbermond,
Dem See, darauf die kleinen Boote treiben –
Hier hab ich achtzehn Frühlinge gewohnt.

Von meinem Herzen bleibt ein gutes Stück
Auf diesem kleinen Erdenfleck zurück.
– Und eine Stimme in mir sagt: Ich will
Die Stunde, wie sie ist, in mir bewahren.

Und sieh: da lebt sie, nach so vielen Jahren!
Ich denke oft an Kladow im April.

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Ihr zu Ehren fuhren wir nach Kladow und spazierten die Imchenallee entlang, denn hier war ihre Sommerwohnung. Fotos: Barbara Kalender
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Die Frühsommerfrische jenseits der Havel gehörte zu Mascha Kalékos Berliner Heimat. In Kladow schrieb sie Liebesgedichte und später in New York ihr ›Souvenir à Kladow‹. Die junge, schöne, sensible, humorvolle, melancholische Dichterin gehörte zu den literarischen Stars im Romanischen Café.

Nach achtzehn Jahren in Berlin emigriert sie mit ihrer Familie in die USA. Über die Bleibtreustraße, wo sie von 1936 bis 1938 wohnte, schrieb sie: »Hier war mein Glück zu Hause. Und meine Not. / Hier kam mein Kind zur Welt. Und mußte fort.«

Wir lesen ihre Gedichte immer wieder, zu unseren Favoriten zählt ›Die Sehnsucht nach dem anderswo‹.

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(MK / BK / JS)

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