vonSchröder & Kalender 13.02.2018

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert  in nordwestlicher Richtung.
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Jetzt muss aber endlich der Treppenwitz zu dieser Versteigerung gerissen werden: Die vierzigtausend Franc, welche Girodias bei sich trug, hatte ich ihm im April 1970 auf seinen dringenden Wunsch hin telegraphisch an seinen Schweizer Buchhalter M. Neuvecelle überwiesen, allerdings in Dollar. Und nachdem ich neulich von der Versteigerung erfahren hatte, war mir klar: Maurice Girodias hatte mich im Jahre 1969 über den Tisch gezogen. Denn seine Genfer Strohfirma mit dem merkwürdigen Namen Euratom SA hatte mir die Markenrechte an der bankrotten Olympia Press übertragen und darüber hinaus Autorenrechte, die er überhaupt nicht mehr besaß. Jedoch hassen, wie der irische Ginger Man, kann ich den hochberühmten Verleger deshalb nicht. Allerdings hätte ich damals besser die Olympia-Press-Markenrechte von Mary Wilson kaufen sollen.

Hélas Maurice! Nachdem ich mich aus der Olympia Press zurückgezogen hatte, versiegte abrupt der Geldstrom aus Deutschland. Danach versuchte Girodias vergeblich, deutsche Freunde zu kontaktieren, so auch den Verleger Ledig-Rowohlt. »Maurice«, meinte Ledig, »diese Leiche willst du mir doch nicht wirklich andrehen?!« 1973 musste Girodias auch für die Olympia Press New York Konkurs anmelden.

Eine Olympia Press Deutschland GmbH und Co. KG wurde von meinem ehemaligen März-Kommanditisten Peter Beitlich weitergeführt. Sein Laden hatte nichts mehr mit der legendären Olympia Press zu tun, die ich betrieben hatte. In seinem Broschürenverlag erschien durchgehend dumpfeste Porno-Reizware. Im Jahr 1991 waren bei  Beitlich, der seinen Namen via Heirat in Peter Fichter änderte, um seine seriöse Kunsthandlung nicht zu gefährden, bereits sage und schreibe 1.076 Olympia-Press-Taschenbücher herausgekommen.

Ende

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BK / JS

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