***
Der Bär flattert in nordöstlicher Richtung.
***
Aus dem ehemaligen Hof- und Küchengarten Friedrich Wilhelms wurde später der Botanische Garten. Hier war der Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso »Pflanzenaufseher«. Als ich den Park besuchte, der heute Kleistpark heißt, fiel mir auf, dass hier das Erhabene mit dem Schrecken verbunden ist.
Links und rechts: die Königskolonnaden, in der Mitte: der »Volksgerichtshof«
Auf einem Gedenkstein steht: »In diesem Gebäude tagte der berüchtigte Volksgerichtshof, der hier unter anderem die Urteile gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 fällte.«
***
Die Vorgeschichte des 20. Juli 1944 reicht bis ins Jahr 1938 zurück, als sich konservative Militärs zum ersten Mal mit Diplomaten und hohen Beamten zur Erhebung gegen Hitler entschlossen. Nachdem verschiedene Attentatsversuche von Offizieren auf Hitler vorzeitig gescheitert waren, bereitete Claus Graf Schenk von Stauffenberg mit Ludwig Beck und Carl Friedrich Goerdeler das Attentat generalstabsmäßig vor. Über seine Beweggründe äußerte sich Stauffenberg: »Es ist Zeit, daß jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muß sich bewußt sein, daß er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterläßt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem Gewissen.«
Während ich trüben Gedanken über die deutsche Nazi-Vergangenheit nachhing, hatte sich eine Gruppe junger Menschen rechts in den Kolonnaden zur Chorprobe versammelten. So lauschte ich eine Weile ihrem Gesang, dann machte ich mich auf den Weg zum Kammergericht.
Dort entdeckte ich die beiden Bronzeplastiken des Peter Jakob Clodt von Jürgensburg, die mich begeistern. Auch weil ich mit Pferden groß geworden bin, mein Vater war Reiter. Nach dem Aufbau des Schlosses wird diskutiert, die beiden Rossebändiger wieder vor das Portal des Schlosses aufzustellen. Sie wurden erst 1945 in den Kleistpark versetzt.
Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen
Nikolaus I., Kaiser von Russland
Auf dem Weg zurück mit Blick zur Potsdamer Straße, sang der Chor immer noch in der linken Kolonnade. Es gefiel mir, und ich verweilte wieder, betrachtete dabei die Graffiti.
***
Art is life, ausgerechnet hier hatte ein Obdachloser sein Lager aufgeschlagen.
***
(BK)