Es gibt im Netz aber auch Schwarmdummheit. Und es gibt Schwarmeinsamkeit.
schreibt Volker Zastrow in der FAZ. Im letzten Absatz eines seeeehr langen und ebenso lesenswerten Textes über Ken, Barbie, KT zu Guttenberg und Steve Jobs, unter anderem.
Mit Schwarmblödheit und Schwarmdemenz haben wir uns hier schon einschlägig beschäftigt. Aber Schwarmeinsamkeit? Das klingt extrem kontra-intuitiv, immerhin ist das zentrale Element eines Schwarms ja gerade, dass man darin nicht alleine ist; weshalb auch niemand vor Zastrow darauf gekommen ist, dieses Wort zu verwenden. Wie also begründet der Wortschöpfer seine Schöpfung?
Die Bindekraft der Institutionen und der Halt von Beziehungen gehen schon länger zurück. Die Menschen leben isolierter. Das macht sie spontan assoziationsfähig wie nie, sie können sich im Nu vor ihren Monitoren über die Kabelnetze zusammenschließen und im Nu wieder auseinanderfallen. Viele sind einsam und wütend. Tun sie, was sie lieben? Lieben sie, was sie tun?
Puh. Wir vereinsamen also vor unseren Monitoren, und das passt uns nicht, und deshalb finden wir uns dann ganz spontan irgendwo zusammen, für Gauck oder Guttenberg, gegen rechts oder Mubarak, um unsere Einsamkeit zu betäuben oder gemeinsam zu zelebrieren. Und um uns, oder die anderen, oder alle gemeinsam, am Ende dafür zu hassen, dass wir im Schwarm der Einsamkeit entrinnen wollten. Stimmt so, Herr Zastrow?
Ich will ja jetzt nicht böse werden, immerhin hat mir der Rest des Textes sehr gut gefallen. Aber er hätte mir noch besser gefallen, wenn der Autor den letzten Absatz und damit auch die Schwarmeinsamkeit ersatzlos gestrichen hätte.