vonDetlef Guertler 08.03.2011

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Ein interessantes englisches Neuwort, das Tracy Alloway von FT Alphaville da in einer Analyse der Citigroup gefunden und gleich definiert hat:

Black·Swan·Fat·igue (n. Abbr. BSF): A form of investment and/or risk management lethargy. Symptoms: General disinclination to hedge against ‘tail risk’ events. An unerring belief that sloshing global liquidity and cooperative policymakers will abet the recovery. A reluctance to read FT Alphaville.

Oder auf Deutsch: Die Investoren haben kein Bock mehr auf das ständige Geraune von Mega-Crashs und an irgendeiner sinistren Ecke der Welt auftretenden Katastrophen, die dann das globale Finanzsystem in Brand setzen können. Sie wollen, dass das aufhört, und praktizieren die schon aus Lucky-Luke-Comics bekannte Methode: Wenn ich die Augen zumache, kann mich der Feind nicht mehr sehen.

Man könnte dieses Verhalten natürlich auch Tollkühnheit, Blindheit oder Verantwortungslosigkeit nennen, wie sonst auch im Vorfeld von heftigeren Markteinbrüchen. Das Neuwort Schwarzschwanmüdigkeit scheint mir allerdings allein schon dadurch gerechtfertigt, dass es die Investoren diesmal durchaus besser wissen; dass sie sich keinen Illusionen darüber hingeben, dass die Welt tatsächlich so in Ordnung sein könnte, wie es die Aktienindizes suggerieren. Nein, ihnen ist völlig klar, dass dieser Aufschwung auf tönernen Zehen steht – aber ihre Augen tränen schon, weil sie in ganz weit entfernten Prospekten ganz viel Kleingedrucktes lesen müssen. Und deshalb machen sie die Augen lieber zu, um ihnen, und sich, und ihrem Geld, ein wenig Ruhe zu gönnen.

Na, dann viel Glück dabei.

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