Ganz so viel ist noch nicht zu sehen. Aber die zwei bisher aufgestellten Modell-Holzhäuser sehen auf den ersten Blick nach einem Anti-AKW-Hüttendorf aus, das dort im Prinzenbad entsteht. Nach dem Atom-Gau in Fukushima wäre das eigentlich auch keine schlechte Idee. Viele der PrinzenbadlerInnen gelten sowieso als Anti-AKWlerInnen und darüberhinaus als renitent.
Eigentlich eine sympatische Vorstellung. Ich sehe schon die fette Zeitungsschlagzeile vor mir: „PrinzenbadlerInnen errichten ein Anti-AKW-Hüttendorf und demonstrieren für die Energiewende“ Und weiter: Als ersten Schritt fordern sie die Installation von Solaranlagen zur Beheizung des Kreuzberger Sommerbades…
Aber weit gefehlt…
Was dort im Prinzenbad entsteht ist kein Hüttendorf, sondern ein Scubepark: Mobile Schlafboxen bzw. Mobile Bungalows (so die Wortwahl der BetreiberInnen) für Berlin-Touristen. Geworben wird für die Übernachtungsmöglichkeit im Prinzenbad mit dem Standort und dem Image des Schwimmbades: Film-Drehort im Kreuzberger Kultschwimmbad. Das Prinzenbad als Urlaubsparadies mitten in der Stadt, bislang zweitgrößtes Sommerbad in Berlin.
Tanja Rathmann und Markus Haas , die beiden Geschäftsführer, haben die Vision von einer weltweiten aktiven Camping-Community. Die 40 Schlafboxen (Länge, Breite, Höhe jeweils 2,60 m) entstehen auf der Wiese rechts hinter der Prinzenbad-Cafeteria. Das Gelände und das kleine Haus mit der Sanitäranlage wurde von den Berliner Bäderbetrieben gepachtet. Der Eingang wird an der Gitschiner-Straße sein. Das Prinzenbad soll von den Scube-BewohnerInnen mittels Drehkreuz betreten werden (hört sich irgendwie nach Raumschiff Enterprise an).
Ansonsten sind die Schlafboxen jedoch mittels Zaun vom Prinzenbad abgetrennt. Die im Park campierenden TouristInnen können das Prinzenbad zu den normalen Bad-Öffnungszeiten zum Schwimmen nutzen.
Und was soll eine Übernachtung in einem dieser Würfel kosten? Angelehnt an die Hostelpreise soll eine Übernachtung für zwei Person in einem Würfel 49/69 Euro kosten – inklusive der Schwimmbad-Nutzung und einem kleinen Frühstück.
Laut Auskunft der BetreiberInnen selbst, ist der Scube-Park keine Neuerfindung. Mobile Schlafboxen gibt es schon europaweit als Konzept. Entlang des Radweges zwischen Berlin und Usedom sollen in diesem Jahr auch mobile Übernachtungsmöglichkeiten entstehen. Die Buchung dort wie auch im Prinzenbad kann per Telefon, SMS oder Internet erfolgen. Für den Scubepark im Prinzenbad wird eine Rezeption am Eingang Gitschiner Straße 24 Stunden am Tag besetzt sein.
Jetzt fragen sich vermutlich so einige PrinzenbadlerInnen, was mit den Pachterlösen passiert? Interessant ist auch die Frage, welche Vorteile die PrinzenbadlerInnen vom Scubepark haben? Immerhin wird die Rasenfläche verkleinert. Weniger Platz zum Sonnen, Spielen etc.
Gerüchte besagen, das die Pachterlöse die Defizite der Berliner Bäderbetriebe ausgleichen sollen.
Da der Scube-Park möglichst das ganze Jahr hindurch betrieben werden soll und die dort übernachtenden Berlin-TouristInnen vielleicht auch an warmen Herbst- und Wintertagen schwimmen wollen….
Na, ihr wißt schon, was jetzt kommt… Ich plädiere gleich mal zu Beginn der Sommer-Saison für eine Saisonverlängerung – nicht nur für die Berlin-BesucherInnen, sondern auch für uns PrinzenbadlerInnen.
Am 27. Mai wird es zum Scubepark eine Pressekonferenz geben. Und ab dem 1. Juni können die mobilen Schlafboxen dann gemietet und bezogen werden.
Alle Fotos: Sigrid Deitelhoff