Lara Logan ist aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Reporterin des US-Fernsehsehnders CBS, die mit Berichten aus den Kriegen in Irak und Afghanistan bekannt geworden ist, war an dem Abend, als in Kairo ein Freudenfest über das Ende des Tyrannen stattfand, auf dem Tahrir Platz Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Am Morgen danach ist sie zur Behandlung in die USA zurück gekehrt.
In einem knappen Kommuniqué hat CBS am Dienstag erklärt: „Lara Logan berichtete über das Jubelfest auf dem Tahrir-Platz, als sie von einer gefährlichen Gruppe mit mehr als 200 Leuten eingekreist wurde. Der aufgewühlte Mob drängte sie von ihrem Team weg. Sie wurde umzingelt, erlitt einen brutalen und lang anhaltenden sexuellen Angriff und wurde geschlagen. Eine Gruppe von Frauen und rund 20 ägyptische Soldaten haben sie gerettet.“
Als wäre das nicht genug, löste die Nachricht von dem Verbrechen in Ägypten, in der Blogosphäre der USA eine Welle von Kommentaren aus, die Lara Logan zum zweiten Mal zum Opfer machen: Mir frauenfeindlichen Kommentaren, Hass und Islamophobie. Die AutorInnen machen „den Islam“ und „die Naivität der Linken“ verantwortlich. Und schreiben vorwurfsvoll, eine so gut aussehende Frau hätte auf dem Tahrir-Platz „nichts zu suchen“. Die viel gehörte rechte Radio-Talkerin Debbie Schlussel notiert unter der Überschrift: „Wie Muslime Ägyptens Sieg feiern“: „Solche Drohungen erhalte ich jeden Tag. Jetzt weisst Du wie das ist, Lara.“
Unerwarteter, aber nicht minder niederträchtig, ist auch die Reaktion eines linken Kollegen, der oft aus denselben Kriegsgebieten berichtet, wie Lara Logan. Nir Rosen twitterte unter anderem: „Natürlich ist das übel. Aber es wäre schon lustig gewesen, wenn dasselbe auch Anderson Cooper passiert wäre“ (Cooper ist ein Starreporter bei CNN).“ Und: „Wo war eigentlich ihr Kumpel McChrystal?“ (General Stanley McChrystal ist Oberbefehlshaber der ISAF-Truppen in Afghanistan). Und: „Jetzt, wo sie eine Märtyrerin ist, sollten wir ihre Rolle als Kriegstreiberin zumindest nicht ganz vergessen.“
Am Morgen danach muss der Journalist seinen Job an der New York University an den Nagel hängen. Und sich für seine Twitter-Einträge entschuldigen. „Als jemand, der seine Karriere damit verbringt, Opfer zu verteidigen und Gerechtigkeit zu verlangen, schäme ich mich für meine unsensiblen und verletzenden Kommentare“, schreibt er.