vonDetlef Guertler 11.08.2009

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Spinnen, Mäuse, Leitern, Fahrstühle, Viren, Bakterien, Männer, Frauen, Mond und Sterne: Menschen können vor so ziemlich allem Angst haben. Vergleichsweise angstfrei ist hingegen das Verhältnis der Menschen zu den Monaten. Vereinzelt ist die Dezemberangst belegt (bei der es sich allerdings eher um eine Weihnachtsangst handeln dürfte), und Arthur Schopenhauer schrieb einmal von der Märzangst, bei der es  allerdings nicht so sehr um den März an sich, als vielmehr um den März 1848 ging, dessen revolutionäre Umtriebe durchaus dem einen oder anderen Angst machen konnten.

Nur bei den Börsianern soll, wenn wir der FTD von heute oder der Wirtschaftswoche von vor drei Jahren glauben dürfen, Angst vor dem Monat September herrschen – weil er von allen Monaten derjenige ist, in dem sich statistisch die Börsenkurse am schlechtesten entwickeln. Die Statistiken, die dafür verwendet werden, gehen zwar mehr als 50 Jahre zurück, aber sooo historisch ist das mit dem September denn doch nicht: Erst mit dem September 2001 ist dieser Monat in der Statistik so weit abgerutscht. Davor war denn auch nicht von September-, sondern von Oktoberangst die Rede.

Und wenn die Anleger jetzt das mit der Septemberangst so ernst nähmen, dass sie noch schnell schnell vor dem bösen Monat ihre Aktien verkaufen wollen, würden die Kurse dadurch so sacken, dass die Wirtschaftsblätter nächstes Jahr ganz bestimmt von der Augustangst schreiben würden.

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