Seit Freitagabend ist es offiziell: unsere Frau in Oslo wird Lena Meyer-Landrut. Der Name ist Programm, könnte man sagen – nicht dass sie jetzt voll emanzenmäßig den Doppelnamen hinter sich herschleifen würde, nein, dafür ist sie viel zu jung – mit ihren süßen 18 ist sie schlichtweg so geboren. Allerdings ist sie weder blond noch auf den Kopf gefallen, kommentierte sie ihren Sieg beim deutschen Stefan-Raab-Finale zum Eurovision Song Contest doch mit einem herzhaften „verdammte Scheiße“. Richtig, das ist es, denn sie muss ja auch noch nebenbei Abi machen.
Allerdings muss man als leidgeprüfter Grand-Prix-Fan mal sagen: mit der Lena und ihrem Song „Wie ein Satellit bin ich immer in deiner Umlaufbaaaaahn..“ (frei übersetzt) hat Deutschland tatsächlich Chancen in Oslo. Stefan Raab umschwänzelte den originellen Angry-Young-Woman-Pop à la Adele, Lily Allen und Björk mit einem „Du bist ein Chamäleon, eine Gazelle, eine Nachtigall, ein Wolpertinger (Mischwesen)“. Ein einfaches „klasse!“ hätte es sicher auch getan. Na ja, der Gute kommt halt in die Midlife-Lolita-Phase (Zitat Stern: „Raabs welkes Fleisch vibrierte“). – Egal.
Viel spannender als Raabs Hüftröllchen ist natürlich die Frage, gegen welches holländische Staraufgebot es Lena aufnehmen muss, wenn sie in Oslo auf die Bühne flaniert. Nun, unser Oranje-Erzrivale (im Krieg, im Fußball und beim Grand Prix) lässt sich nicht lumpen und schickt dieses Mal Papa Schlumpf in den Ring. Die Holzschuhträger verpflichteten doch tatsächlich den 74-jährigen Pierre Kartner, besser bekannt als Vater Abraham, den ultimativen Hit zu komponieren, der den Niederländern nach jahrzehntelangem Rumdümpeln auf den letzten Rängen des Grand Prix Ruhm und Ehre eintragen soll! (Also, Zuschauerränge natürlich. Auftreten im Finale dürfen sie ja schon seit 2004 nicht mehr.) Nachdem sie letztes Jahr versuchten, mit drei durchgeknallten schwulen Schlagersängern namens Toppers einen Fuß in die Tür zu kriegen, wird es dieses Jahr wohl endgültig Hausverbot geben: was bei Abraham’s Schlumpfereien rauskam, nimmt einem die Luft zum Atmen.
Das Lied heißt „Sha-la-li, ik ben verliefd“ , vorgetragen von der haus-und pausbackenen Provinzschnepfe Sineke Peeters, die sich im Moment in ein hermetisch abgeschlossenes Sprachkurszentrum zurückgezogen hat, um vor Oslo noch schnell – nein, nicht Norwegisch – Englisch zu lernen. Damit sie dort wenigstens ein Heineken bestellen kann, bevor sie rausfliegt. Shalali, shalala.
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Hollands Edelhomo Cornald Maas, jedes Jahr Livekommentator vom Grand Prix für die Niederlande, schämte sich so für den Song, dass er kurz davor war, den Job dieses Jahr hinzuschmeissen. Und auch der Rest seiner Landesgenossen war am Boden zerstört. Um der tiefen Trauer der Niederländer über den katastrophalen Zustand ihres Liedgutes Ausdruck zu verleihen, spielte die Rotterdamer Band The Emanon Project kurzerhand eine englische Protestversion von ‚Shalalie‘ ein – mit der Samtstimme des schnuckeligen Frontsängers Faeke geradezu ein Ohrwurm. Leider wurde dem Protest nicht stattgegeben, und fährt nun doch Sineke statt Faeke zum Grand Prix, verdammte Scheiße!
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Aber gemach, die Verzweiflung war vor fünf Jahren noch viel grösser. Weil die feisten biertrinkenden Deutschen im Fußball und im Grand Prix immer so viel besser abschneiden als die armen, von Wind und Wetter gebeutelten Holzschuhträger, schickten sie damals sogar eine Undercover-Agentin ins Rennen. Weil sie wussten, dass unter niederländischer Flagge eh kein Blumenpott zu gewinnen war, trat ihr stimmgewaltiges Holland-Meisje Ellen ten Damme in der deutschen Vorrunde an!
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An dem von Udo Lindenberg geschriebenen Anti-Irakkriegskracher „Plattgefickt“ war an sich nichts auszusetzen – sie fetzte ihn in akzentfreiem Deutsch auf die Bretter – allerdings war der Text den prüden Deutschen zu gewagt, und wurde er pünktlich zum Vorrundenspektakel umgeändert in „Plattgeliebt“. – Das „verdammte scheiße“ unserer kleinen Lena kommentierte der Stern gestern so: „So funky-fäkal ist Deutschland wohl noch nie zum Grand Prix gefahren.“ Dass man das so nicht stehen lassen kann, wissen wir spätestens seit funky-genital-Ellen. Genützt hat’s aber nix – zum European Song Contest 2005 nach Kiew fuhr für Deutschland die Krähe Gracia mit und belegte sage und schreibe den letzten Platz mit nur 4 Gummipunkten. Niederländern wie Deutschen zum Trost: schlechter kann es auch 2010 nicht werden! Shalali, shalala…