Lese gerade bei Anatol Stefanowitsch „Seit wann machen wir im Deutschen Sinn?“, stolpere dabei über den „Sinnmachenhasser“ Bastian Sick, und frage mich, ob das passende Substantiv wirklich Sinnmachen heißen sollte, oder nicht doch besser Sinnmachung. Das stand schließlich auch schon im ersten im Spiegel gedruckten Text, der sich über die Kombination von machen und Sinn mokierte. Zitat:
„It makes no sense“ wird seither fröhlich übersetzt, etwas mache keinen Sinn. Obwohl das numinöse Etwas gar nichts tun kann. Es hat vielleicht Eigenschaften, aber keinen Tatendrang. Weshalb die deutsche Sprache auch darauf beharrt, etwas habe einen Sinn. Oder ergebe einen Sinn. Sinnlos, schon redet alle Welt statt von der Sinnfindung und Sinngebung von der Sinnmachung.
Erschienen im Spiegel am 27. 9. 1993, also ziemlich genau ein Jahrzehnt vor Sicks erstem Zwiebelfisch. Allerdings stand der Text damals im „Rückspiegel“, als Zitat aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Und dort wurde die Ursache für das Machen des Sinns darin gesehen, dass „die SPIEGEL-Schreiber zu faul sind, aus dem Englischen mehr als nur wörtlich zu übersetzen.“
Ist uns deshalb die Sinnmachung immer noch erspart geblieben? Sensemaking gibt es ja im Englischen wohl nicht. Weshalb auch niemand behaupten könnte, Sinnmachung wäre ein Anglizismus. Also echt ordentliches Deutsch, die Sinnmachung, oder?