vonDetlef Guertler 26.06.2011

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Bitte noch mal genau lesen. Nein, da oben steht nicht Solidarität, sondern Solaridität, obwohl in mutmasslich allen 212 Treffern, die Google zu diesem Begriff findet, eigentlich die Solidarität gemeint ist. Sogar in einem Beitrag des Evangelischen Pressedienstes zur Weihnachtsbotschaft von 2006 steht das so.

Ich möchte hiermit versuchen, diesem Begriff einen eigenen Inhalt zu geben: Solaridität als die Kurzform für solare Solidarität. (Sprachlich korrekter wäre vermutlich die Form Solaridarität, aber das klingt nun wirklich eher besoffen) Und solare Solidarität bestünde darin, dass die gesamten nord- und mitteleuropäischen Staaten (also natürlich auch Deutschland) all jene Mittel, die sie in den kommenden Jahren für die Förderung der Solarenergie bereits beschlossen haben, nicht bei sich investieren, sondern in Südeuropa.

Denn in einer Europäischen Union, die diesen Namen verdient hat, ist es

1. völlig aberwitzig, wenn der Löwenanteil der Solar-Subventionen dort verbaut wird, wo die Sonne am wenigsten scheint;

2. völlig unlogisch, sich im Norden eine maximale Stromproduktion just dann zu gönnen, wenn am wenigsten Strom gebraucht wird, im Sommer nämlich, während im Süden der Strombedarf in den sonnigsten Zeiten wg. Tourismus und Air Condition deutlich höher ist.

3. völlig irrational, eine der ganz wenigen Branchen, in denen die Südländer eindeutige Wettbewerbsvorteile gegenüber dem Norden haben, nicht massiv auszubauen.

Wenn die Überschussländer im Hansegürtel die Defizitländer des Olivengürtels so rabiat wie derzeit dazu auffordern, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, und eine Umlenkung ihrer Solar-Investitionen nicht einmal in Erwägung ziehen, dann handelt es sich um eine kurzsichtige Kirchturmpolitik, die einer Europäischen Union unwürdig ist – unsolaridisch eben.

Dass die Welt am Sonntag in ihrer heutigen vielseitigen Generalattacke auf die Solarstromförderung in Deutschland die europäische Karte nicht ein einziges Mal ausgespielt hat, ist leider ein gutes Beispiel dafür, wie borniert die Energiediskussion in Deutschland geführt wird.

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