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Der Bär flattert in nördlicher Richtung.
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Mittwoch, den 13. Juli
Für 50 Cent haben wir neulich Vincent van Goghs ›Briefe an den Bruder aus Arles, Saint-Rémy und Auvers‹ erhascht, die 1948 im Verlag von Benno Schwabe & Co. in Basel erschien (Großformat, 520 Textseiten).
Auf dem Cover ist Armand Roulin abgebildet.
Im März 2010 wurde der Maler mit einer großen Ausstellung auch als Autor gefeiert. Ende Juli 1888 schrieb Vincent van Gogh an seinen Bruder:
»Mein lieber Theo,
… Ich fürchte, ich werde ein sehr schönes weibliches Modell nicht bekommen. Sie hatte zugesagt, dann aber hat sie, wie es scheint, Geld verdient mit Bummeln und hat besseres zu tun. Sie war außerordentlich, der Blick war wie bei der Delacrois’, und eine bizarre, primitive Haltung. Ich nehme die Dinge geduldig hin, weil ich keine andere Möglichkeit sehe, sie zu ertragen, aber dieses beständige Pech mit den Modellen ist aufreizend. Ich hoffe, dieser Tage eine Studie nach Oleandern zu machen.
Wenn man glatt malen würde wie Bouguereau, würden sich die Leute nicht schämen, sich malen zu lassen, aber ich glaube, ich habe darum Modelle verloren, weil man fand, es sei ›schlecht gemacht‹, das was ich machte, s e i e n n u r B i l d e r v o l l M a l e r e i. So haben denn die guten Dirnen Angst, sich zu kompromittieren, und daß man sich über ihr Porträt lustig machen werde. Aber man hat Grund, fast mutlos zu werden, wenn man fühlt, daß man Sachen machen könnte, wenn die Leute mehr guten Willen hätten. Ich kann mich nicht resignieren zu sagen: ›die Trauben sind zu sauer‹, ich bin untröstlich, daß ich keine Modelle mehr habe …«
Donnerstag, den 14. Juli
Heute morgen haben wir Mathias Bröckers gesehen, der von Tilman Jens für ›Titel, Thesen, Temperamente‹ interviewt wurde. Das Interview endet mit: »Bröckers besinnt sich auf eine uralte journalistische Tugend auf das Handwerk des gelegentlich unbotmäßigen Zweifelns.« Gut dem Manne!
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=xZi7Mtf9IgY[/youtube]
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Abends gingen wir nicht wie sonst durch den Schöneberger Park, sondern in die andere Richtung nach Wilmersdorf. Bei Thoben auf der Berliner Straße kaufen wir manchmal ›Scharfe Kruste‹. Neulich lobten wir das Brot, da sagte die Verkäuferin stolz: »Wir sind ja auch die älteste Großbäckerei Berlins!« Heute war aber Schwarzwälder Brot im Angebot, und ich (B) wollte es zur Abwechslung mal probieren. Jörg bestand auf ›Scharfe Kruste‹, bis ich sagte: »Meinetwegen.« Die Verkäuferin gab mir das Brot in der Tüte und meinte: »Der Klügere gibt nach.« Als wir später von dem frischen Brot ein paar Scheiben abschnitten, merkten wir, dass sie uns einen Schwarzwälder-Leib gegeben hatte. Ein schönes Beispiel von Frauen-Solidarität.
(BK / JS)