***
Der Bär flattert in östlicher Richtung.
***
Montag, den 1. August 2011
Im BuchMarkt August 2011 wurde unser neues Buch als »Redaktionstipp« empfohlen.
Dienstag, den 2. August
Endlich schien mal die Sonne! Abends besuchte uns Thomas Haemmerli, der auch bloggt. Unsere zunächst positiv telepathisch und medial vermittelte Vorkostung seines Films ›Sieben Mulden und eine Leiche‹ hatte sich aufs Vorzüglichste bestätigt. Eine Familiengeschichte sui generis – mutig, komisch, traurig und überhaupt nicht denunziatorisch. Das Motto könnte lauten: Erbarmen mit den Frauen.
Während dieses Foto gemacht wurde, ging es aber schon lange nicht mehr um unsere Literatur, vielmehr erzählte Haemmerli von seinen vielen Reisen.
Mittwoch, den 3. bis Freitag, den 5. August
Nichts erlebt, nur gearbeitet. Abends lud uns Thomas Haemmerli zum Essen ein. Es war eine lustige Runde mit Philipp Albers und Adrian Hoenicke, Redakteur des ›Finger Magazins‹. Von Philipp Albers und Holm Friebe erscheint demnächst: ›Was Sie schon immer über 6 wissen wollten‹, er erklärte uns, wieso Galeristen nie glatte Preise für Bilder machen und vieles mehr.
Samstag, den 6. August
F. W. Bernstein brachte uns zehn weitere Zeichnungen für unser gemeinsames Buch ›Kriemhilds Lache‹, die uns sehr gefallen. Wir tranken Wein und Fritz Wasser – »Alkohol erst, wenn es dunkel ist.« Dann sprachen wir über gemeinsame Freunde, zupften das Buch von Gerhard Henschel, ›Die gnadenlose Jagd‹ (1. Ausgabe Verlag Weisser Stein) aus dem Regal. Dieses Buch hat F. W. Bernstein ebenfalls illustriert. Wir berichteten ihm, dass wir in diesem Sommer Gerd besuchen wollten, es aber wegen der Vorbereitungen der März-Editition bei der Büchse der Pandora nicht geschafft haben.
Gerade war F.W. Bernstein gegangen, da kamen Hanne Kröcker und Peter Grosshaus. Nachdem wir alles, was anlag, besprochen hatten, gingen wir ein Eis essen und machten einen Spaziergang durch den Park.
v.l.n.r.: Peter Grosshaus, Barbara Kalender, Jörg Schröder und Hanne Kröcker
Montag, den 8. August
Noch immer werden wir nach dem FAS-Artikel nach unserem Aquavit-Rezept gefragt, hier ist es: Dieses Gericht variieren wir mit Spirituosen wie Absinth, Aquavit oder Wodka, Bandnudeln oder Spaghetti – schmeckt immer und geht schnell.
Für 4 Personen:
500 g Bandnudeln oder Spaghetti
1 Glas Absinth, Aquavit oder Wodka
1 1/2 Becher Crème fraîche
200 g Räucherlachs in Streifen geschnitten
100 g Nordseekrabben
1 Bund Dill fein gehackt
Salz und schwarzer Pfeffer
Alle Zutaten in einer angewärmten Schüssel mischen und abschmecken. Die Pasta kochen, und vor dem Abgießen 1/2 Tasse Kochwasser aufbewahren. Die abgetropften Spaghetti in die Schüssel geben und vermischen, sofort servieren.
Dienstag, den 9. August 2011
Heute meldet der MDR: »Eine neue Bankenkrise hält der Ökonom Max Otte für unwahrscheinlich. Die Situation der Banken habe man im Griff: ›Prinzipiell können wir so viel Geld drucken, wie wir wollen und Banken jederzeit rekapitalisieren.‹«
Reuters titelt: »Kein Beginn einer neuen Weltwirtschaftskrise …«
Das alles kommt uns ziemlich bekannt vor. Wir zitieren aus unserem neuen Buch bei Philo Fine Arts, aus dem Kapitel zu Gustavus Myers’ ›Die großen amerikanischen Vermögen‹ (im März Verlag 1969 erschienen): » Im Jahr 1907, während der großen Bankenkrise in den USA, tat sich ein Mann als »Retter der Nation« hervor. Es war John Pierpont Morgan, ein Kunst- und Literaturfreund, der diesen Bankencrash im geheimen Verbund mit John Rockefeller selbst inszeniert hatte, um anschließend zum mächtigsten Banker und Industriellen der USA aufzusteigen. Morgans Vermögen umfasste Bank-, Trust-, Versicherungs-, Industrie- und Transportgesellschaften, dazu grosse Strecken von Kohle- und Kupfergruben, Riesenholzungen und alle Wasserkraftgebiete in Alaska, insgesamt ein Vermögen von fünfundzwanzig Milliarden Dollar im Jahr 1912.
Die Biografie und die Wirtschaftsverbrechen dieses Magnaten hat Gustavus Myers in seinem Standardwerk ›Die großen amerikanischen Vermögen‹ ausführlich dargestellt. Aber Morgan ist nicht nur Historie, und das »reine Lachen«, welches Karl Marx uns »nach der Überwindung der überstandenen geschichtlich-gesellschaftlichen Entwicklungen« versprochen hat, bleibt im Halse stecken. Denn nach diversen Übernahmen, Fusionen und Transaktionen im Laufe der letzten hundert Jahre, bei denen die Morgan- Nachfolger federführend blieben, ist die J. P. Morgan Chase, wie sie heute heißt, die größte Privatbank der USA geblieben und wird gestützt von der Fed – der Zentralbank der Vereinigten Staaten –, welche John Pierpont Morgan im Jahr 1913 mitgründete. Die US- Notenbank ist also gleichzeitig der Finanzier der größten Privatbank. Das wäre im Prinzip nichts Ehrenrühriges im Spätkapitalismus, zumal J. P. Morgan Chase wie durch ein Wunder im Krisenjahr 2008 einen Nettogewinn von 5,6 Milliarden USD machte. J. P. Morgan stünde als die wahre Good Bank da, wenn die Derivate nicht wären.
Dieses harmlos scheinende Wort des Börsenchinesisch bezeichnet den monströsesten Schwarzmarkt aller Zeiten. Warren Buffet, selbst einer der größten Zocker, nannte die Derivate »finanzielle Massenvernichtungswaffen«. Das ist keine Übertreibung, denn Kreditausfall-Derivate und alle anderen auch sind nichts anderes als Wetten, Lotterielose ohne reale Substanz. Diese Luftbuchungen sind weltweit gigantisch, sie betragen achthundert Billionen USD, also achthunderttausend Milliarden. Von diesen achthundert Billionen hält J. P. Morgen Chase allein ca. hundert Billionen USD, die in den Bilanzen der Bank nicht auftauchen – so etwas erlaubt das amerikanische Börsengesetz. Zum Vergleich: Das Bruttosozialprodukt der USA von vierzehn Billionen USD wird von den Derivaten der J. P. Morgen Chase um den Faktor sieben überstiegen. Natürlich kann sich kein Mensch solche Summen vorstellen, aber wir haben alle einen Begriff davon, was sich in den letzten zwei Jahren in der Wirtschaft tat und noch tun wird.
(GM / BK / JS)