vonsaveourseeds 04.08.2009

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Der Freistaat wollte nicht: Bis zum Anschlag hatte die bayrische Staatsregierung die von der Europäischen Union vorgeschriebene Veröffentlichung der Agrarsubventionen und ihrer Empfänger für ihren Einzugsbereich verweigert. „Datenschutz“ und „Neiddebatte“ waren ihre Argumente. Erst als empfindliche Strafen drohten gaben die Bayern schließlich doch noch nach. Jetzt haben sie aus der Not eine Tugend gemacht. Während im bundesdeutschen Register lediglich die nackten Summen angegeben werden, kann in einer speziellen bayerischen Datenbank zudem nachgeschlagen werden wofür die Bauern bzw. Handels-, Verwertungs- und Verarbeitungsbetriebe das Geld bekamen. Nachahmenswert!

Lieblos hatten wir die Datenbank genannt in der das Bundesagrarministerium die Zahlung öffentlicher Mittel an landwirtschaftliche Betriebe, Händler und Verarbeiter pflichtgemäß veröffentlicht: Ohne Erklärung und Erläuterung der Leistungen, die dafür erbracht werden. Liebevoll kann man die bayrische Ergänzung zwar  nicht gerade nennen, schon gar nicht ihre Benutzerfreundlichkeit; aber immerhin informativ: Über 2,9 Millionen Euro an die „Südstärke GmbH“ werden für je 22,50 pro Tonne  „Fabrikprämie“ auf Stärkekartoffeln gezahlt. Von den 1,5 Millionen, die an das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt gingen, entfielen rund 500.000 auf den Hochwasserschutz und 1 Million auf die Erhaltung und Verbesserung des ländlichen Erbes (Gewässerökologie, Natur- und Landschaftspflege).

Von den 575.000 €, die die fürstliche Verwaltung Thurn und Taxis (unter diesem Namen) vereinnahmte, gehen dagegen lediglich 3.263,92 € auf Kosten von Agrarumweltmaßnahmen. Auch der Bauernpräsident Sonnleitner hat 1435 € Umweltsubventionen und 34.479,07 € Direktzahlungen bekommen. Bei ca. 100 Hektar ist das nicht die Welt. Der Durchschnitt pro bayerischem Bauern liegt um die 12.000 €.

Nur zu den 2,2 Mio € die die Hopfenverwertungsgenossenschaft e.G.
Wolnzach vereinnahmt hat, finden wir leider keinerlei bayerischen Erläuterungen, obwohl der Freistaat gerade in der Hopfenproduktion Weltspitze ist und mit über 60% auch unangefochtener Exportweltmeister auf diesem Gebiet. Um den Basisbetrag für Hopfen, der bei 480 € pro Hektar liegt, kann es sich jedenfalls nicht handeln. Denn dann müsste in Wolznach die gesamte Weltproduktion von Hopfen liegen. Wir stehen vor Rätsel und auch die einschlägige Webseite informiert uns über alles rund um den Hopfen, bis auf die Subventionen.

Wie die Süddeutsche Zeitung heute bemerkt gehören zu den grössten Empfängern von EU-Mitteln auch vier bayerischen Molkereien, allen voran die Gropper Molkerei, (4,17 Mio €), die zu den führenden Herstellern von Eigenmarken praktisch aller Discounter in Deutschland gehört. Das Geld wurde für Investitionen zu „Marktstrukturverbesserung“, keineswegs zur Unterstützung der Milchbauern bezahlt. Das könnte zu weiteren Diskussionen führen.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/subventions-transparenz_auf_bayerisch/

aktuell auf taz.de

kommentare