vonDetlef Guertler 06.06.2010

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Dass es sich beim „besseren Präsidenten“ um einen Super-Gauck handelt, ist eh klar.

Aber für wen ist die Kandidatur von Joachim Gauck eigentlich der Super-GAUck? Zwei Jungpolitiker, die beide bereits am Donnerstag (vermutlich unabhängig voneinander) in ihren Blogs diesen Begriff verwendet haben, sehen das sehr unterschiedlich:

– Für den kreuzkonservativen Philipp Freiherr von Brandenstein, 2008/09 kurzzeitig Leiter Strategie und Kommunikation in der CSU-Landesleitung, handelt es sich um einen Super-GAUck für die Linke: Wer Neues Deutschland und junge Welt regelmäßig liest, weiß darum, welcher Hass Gauck seitens der DDR-Nostagiker entgegenschlägt. Er steht für alles, was sie bekämpft haben. Gauck steht gegen das Vergessen und für die Präsenz der verschränkten Themenkomplexe SED-Staat, Stasi und roter Totalitarismus. Nicht zuletzt daher stimmen wir bereits heute für den Kandidaten von Einigkeit und Recht und Freiheit, den würdigen Repräsentanten der friedlichen Revolution und deutschen Einheit- Joachim Gauck!

– Und für den querliberalen Christoph Giesa, 2002 bis 2004 Landesvorsitzender der rheinland-pfälzischen Jungliberalen, handelt es sich um einen Super-GAUck für die Regierung: Man fragt sich durchaus mit etwas Augenreiben, was die Protagonisten sich von dieser Entscheidung erhofft haben. Denn wenn es ganz dumm läuft, dann steht am Ende Gauck als Gewinner da – und die schwarz-gelbe Koalition ist Geschichte.

Ich persönlich hielte beides für keinen GAUck, sondern für einen Gewinn: Der Linkspartei kann die Gauck-Kandidatur dabei helfen, 20 Jahre nach dem Ende der DDR im geeinten Deutschland anzukommen. Der FDP kann ein Ende der Koalition dabei helfen, ihren nichtswürdigen Vorsitzenden loszuwerden, und die CDU hat eine Chance, den polit-ökonomischen Katastrophen, die in diesem Sommer anstehen, mit einem starken und erfahrenen Partner SPD die Stirn zu bieten und damit das Land und sich selbst aus dem Dreck ziehen.

Giesa trägt übrigens nach Kräften dazu bei, es in diesem Sinne dumm laufen zu lassen: Er ist Initiator der Facebook-Gruppe „Joachim Gauck als Bundespräsident“, die übers Wochenende auf mehr als 6000 Mitglieder gekommen ist und sich zum Zentrum des Gauck-Wahlkampfs entwickeln könnte. Er habe „sein politisches Engagement beendet“, schreibt Giesa auf seiner Webseite über sich. Was allenfalls für sein parteipolitisches Engagement gelten dürfte.

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