vonElisabeth Wirth 05.02.2010

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Langsam drehen alle durch. Weiße Winterpracht war gestern. Inzwischen gammeln rutschige Eisflächen vor sich hin. Noch vor einer Woche fand ich die in kurzen Abständen folgende gelben Flecken im verharschten Schnee am Wegesrand eklig, dann machte mich ein Freund darauf aufmerksam, dass es noch viel ekliger kommt, wenn der Schnee schmilzt und die darunter liegenden Hundehaufen auftauchen und tauen.

Es ist inzwischen so rutschig, dass ich nur noch wie ein Pinguin „laufe“ und in ständiger Angst lebe, hinzufallen und in meiner unmittelbaren Nähe ein matschiger Hundehaufen liegt. Ja, dass ist unappetitlich, aber man darf sich auch nicht scheuen, dieser unbequemen Realität ins Auge zu schauen.

Und so beginnt dieser Blog mit dem Wetter und schlägt in dieselbe Kerbe, wie alle anderen Medien. Öffnete man gestern die Website der Titanic, so fand sich dort der Starcartoon (Überschrift: „Deutsche wehrt euch“), auf dem Menschen im Schnee stehen, sie halten Banner hoch auf denen steht, „Es reicht!“, „Kalt“, „Genug Frau Holle“, Stopp den Schnee!“.

Was mich wundert, dass unter Kindern und Jugendlichen immer noch nicht die Faszination abgenommen hat, Schneebälle gegen Busse zu schmeißen. Auch die Kinder bei mir im Haus drehen langsam durch. Der Sohn meiner Nachbarin, die über mir wohnt, rennt mit scheinbarer Begeisterung frühmorgens von einem Ende des langen Flures zum anderen Ende, es macht duvsch, duvsch, duvsch, duvsch, hin und her und ich hätte gerne noch ein kleines bisschen weiter geschlafen.

Gestern Abend, auf dem Weg ins Neuköllner Kneipenleben, wurde ich erst von irgendjemandem, der den Schutz der Dunkelheit nutzte und zu meinem Glück die geringe Trefferquote 0 für sich verzeichnen konnte, von Eisbällen beworfen. Etwas später schmissen ein paar unausgelastete, kichernde Kinder, undefinierbare Sachen aus dem Fenster und schlossen es schnell, während man noch dabei war seinen Kopf nach hinten zu drehen und hochzugucken. Es wird wirklich langsam Zeit für 8° über Null.

Der folgende Abschnitt trägt die Überschrift: Wie ich zu einem Sexfeuerzeug kam.

Vorm „Pizza a Pezzi“ stehend, kramte ich in meiner Tasche und suchte ein Feuerzeug. Für gewöhnlich findet man nicht das, was man gerade braucht. Ein anderer Raucher kam mir entgegen, es folgte die obligatorische Frage „Entschuldigung, haben Sie mal Feuer?“. Als er sich schon wieder in Bewegung gesetzt hat, kommt er zurück, drückt mir das Feuerzeug in die Hand „Kannste behalten, ich hab noch eins.“ und geht von dannen. Das Feuerzeug liegt in meiner Hand und ich erblicke auf diesem ein gezeichnetes, frivol blickendes Pärchen, bei der Durchführung der Position „Der große Wagen“. So eines, hat meiner Sammlung der verloren gegangenen Feuerzeuge noch gefehlt.

Später an diesem Abend, in einem ungewöhnlich leeren „Kuschelowski“ wurden von fliegenden Händlern nicht nur Samosas und Spinatkäsetaschen angeboten, nein, auch Sushi. Das kalte Wetter ist also doch für etwas gut, zumindest für Menschen mit Verkaufssinn.

Ich trage inzwischen aus Protest meine pinke Sonnenbrille und frage mich, wann die ersten Flashmobs gegen das Wetter stattfinden. Motto: „Und alle so Brrrrr!“

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