vonDetlef Berentzen 12.08.2009

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Ausspionieren, Durchleuchten, Stasi 2.0 – die neue Chefredakteurin der taz und ihre KollegInnen haben schon Recht, wenn sie die Berichterstattung über die Leichtathletik-WM boykottieren. Außerdem ist das taz-Gedächtnis lang und hat bereits eine Menge Erfahrungen gespeichert, die mit Überwachung und staatlicher Kontrolle zu tun haben. Wie sagte noch der große Vorsitzende N.N.?: „Sie hatten uns von Anfang an im Visier!“ Nur, daß die Herrschaften die „tageszeitung“ seinerzeit nicht einfach per Datenleitung und Trojaner kontrollieren konnten. Nein, Anfang der 80er-Jahre schickte man zunächst die üblichen Spitzel, kam später persönlich vorbei, stellte sich lächelnd vor und brachte gleich noch ein paar bewaffnete Kollegen mit. Pressefreiheit wurde eben groß geschrieben. Damals schon.

„Besonderes Interesse an der Umstrukturierung der taz bekundete am Dienstag die Berliner Staatsanwaltschaft. Für ihren Anstandsbesuch kurz nach 11 Uhr hatte sie sich den schwierigsten Moment der Produktion ausgesucht. Eingeladen hatte per Beschluß das Berliner Kammergericht. Oberstaatsanwalt Prysylfachlndg (Schreibweise: Pzytarski) bestand auf Nüchternheit, den Personalien aller taz-Mitarbeiter und korrekter Aussprache seines Namens. Taz-Redakteure versuchten im Handgemenge Artikel in den Satz zu schmuggeln. Für einen Moment schien die pünktliche Herausgabe der Zeitung gefährdet.Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft ist entlarvt: Sie versuchte mit nur einem Dutzend Beamten der Staatsschutzabteilung und den Besatzungen von drei Mannschaftswagen in unserem Sauhaufen ein vor Monaten veröffentlichtes Papier wiederzufinden (…) Die Hand des Oberstaatsanwalts Psy… verfing sich im Archiv in der Rubrik ‚Mord‘. Doch das Fach war leer. Er bemängelte, wie vor ihm schon viele taz-Mitarbeiter, die Unvollständigkeit des Archivs.“ (taz, 20. Oktober 1982)

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